EISHOCKEY

Kahun wird ein Blackhawk

von Redaktion

Der hochbegabte 22-jährige Münchner wechselt nach Chicago und stürmt künftig in der NHL

VON GÜNTER KLEIN

München – Sie sind bekannt aus der Welt des Fußballs: Vertragsunterzeichnungs-Fotos. Nun hat auch das Eishockey eines: Dominik Kahun sitzt an einem Tisch, vor sich Papier, in der Hand einen Stift. Er trägt ein Trikot der Chicago Blackhawks. Die Botschaft, die er über die sozialen Medien verbreitete, macht es offiziell: Der Stürmer des EHC München wechselt in die NHL.

Somit endet seine vierjährige Zeit in München. Gekommen war der in Tschechien geborene und in Mannheim zum Eishockeyspieler ausgebildete Kahun 2014 aus der kanadischen Juniorenliga, in der er drei Jahre lang gespielt hatte. Er und der gleichaltrige Leon Draisaitl trugen auch die deutschen U-Nationalteams, doch nur Draisaitls Weg führte schnell in die NHL: Der Sohn des ehemaligen deutschen Eishockeystars Peter Draisaitl war ein Erstrunden-Draftpick, für den eher fragilen Kahun interessierte sich noch keiner der damals 30 NHL-Klubs. Der EHC München, seinerzeit noch unter Trainer Pierre Pagé, versprach regelmäßige Spielzeit in der DEL. Doch es kam zu Veränderungen beim EHC, Pagé wechselte ins Nachwuchszentrum nach Salzburg, Don Jackson wurde Cheftrainer – und das war für Kahun zunächst gar nicht gut.

Er wurde zum Kooperationspartner SC Riessersee in die zweite Liga beordert, wo er sich unterfordert fühlte. Zeitweise durfte Kahun in München nicht mal mehr mittrainieren, musste pendeln zwischen Schule (München) und Eis (Garmisch-Partenkirchen). Kahuns Stiefvater drohte mit dem Ende der Karriere seines Sohnes, erbat einen Wechsel; sogar bei den Straubing Tigers hätte Dominik Kahun der Eiszeit wegen gespielt. Nach einigen Krisensitzungen im Herbst 2014 stand fest: Für Riessersee würde er nicht mehr spielen müssen, er gehörte fortan fest zum Münchner Kader.

Ab der zweiten Saison erarbeitete Dominik Kahun sich einen Platz in den vorderen Sturmreihen; am liebsten spielte er mit Mads Christensen und Frank Mauer; die Kreativreihe war auch in den Playoffs 2018 gefragt, in denen der wendige, technisch und läuferisch überragende Kahun viel einstecken musste. Und mit Toren und Vorlagen konterte.

2017/18 wurde zum Jahr, in dem er sich die Träume erfüllte: „Ich wollte immer mal zu Olympischen Spielen und in die NHL.“ An Deutsche Meisterschaften hat er sich gewöhnt: Die heurige war seine dritte.

Die Lehrzeit in Deutschland hat geholfen, seine Karriere neu zu beflügeln. Orientiert hat Kahun, 22, sich an seinem routinierten Kabinennachbarn Michael Wolf, 37. „Von ihm habe ich viel gelernt.“ Entscheidend aber ebenso: Die Zeiten in der NHL haben sich gewandelt: Mangelnde Größe (offiziell bei Kahun: 1,80 Meter) gilt nicht mehr als Hindernis. „Ich habe körperlich schon zugelegt.“ Schon in den vergangenen beiden Jahren hatte Kahun Einladungen in NHL-Sichtungscamps. „Aber das war direkt nach der Saison, da war ich müde.“

Dass der EHC München nur ein Kapitel seiner Karriere bleiben würde, war klar. Es endet mit dem Motto, dass für ihn fortan „Ois Tschikago“ sein wird, wie es in der alten TV-Serie „Münchner Geschichten“ hieß.

„Er ist ein absoluter Diamant, der jetzt dorthin geht, wo die Besten der Welt spielen“, sagt Manager Christian Winkler. Dominik Kahun wird München in angenehmer Erinnerung behalten. „Kahun, Kahun“ ist zum Schlachtruf geworden. „Das war für mich eine Ehre.“

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