Auf den Spuren von Kaltz und Beckenbauer

von Redaktion

Niklas Süle unterläuft sein drittes Eigentor in einer Saison – damit stellt er einen Rekord aus der Spielzeit 1977/78 ein

Köln – Es ist nicht überliefert, wie oft bei Niklas Süle zuhause über den Bildschirm Fußball aus vergangenen Zeiten flimmert, wenn er mal einen Tag frei hat. Mit 22 Jahren wird der Griff zur Playstation wohl näher liegen als in alte Archive; insofern dürfte ihm der Name Manfred Kaltz geläufig sein, aber ohne jetzt detailliert das Schaffen des früheren Nationalspielers beschreiben zu können. Kaltz steht für Bananenflanken, das gehört zum Allgemeinwissen in der Branche. Dass er auch Rekordmann in Sachen Eigentore ist, ist Spezialwissen. Hier gibt es nun Parallelen.

In der Saison 1977/78 traf der Hamburger drei Mal ins eigene Tor, öfter binnen einer Saison unterlief bisher keinem Bundesligafußballer eine solche Pannenserie. Jetzt hat Süle das Gleiche vollbracht. In der Saison 1977/78 war der junge Mann noch nicht mal in der Planungsphase.

„Eigentlich müsste er jetzt ein Mannschaftsessen ausgeben, leider fehlt die Zeit“, sagte Jupp Heynckes mit einem Schmunzeln über das wiederholte Malheur, „er hat jetzt ein Jubiläum, einen Hattrick geschafft.“ In Augsburg, gegen Bremen und nun in Köln, doch Vorwürfe gab es keine vom Trainer, der nicht nur Kaltz im Hinterkopf hatte, sondern auch Franz Beckenbauer. Der Kaiser war als Eigentorschütze berüchtigt. Süle auf den Spuren von Kaltz und Beckenbauer, das wollte Heynckes auch in einem anderen Kontext als nur mit dem Blick auf Missgeschicke wissen: Ein super Profi sei er, lobte der Coach, er werde bei der WM nicht nur sicher dabei sein, sondern auch gewiss spielen. „Er wird mal ein europäischer Top-Innenverteidiger“, ist Heynckes sicher.

Auch Hasan Salihamidzic meinte, es gebe über den Neuzugang aus Hoffenheim nur Gutes zu sagen. „Wenn Sie ihn Fußball spielen sehen, sehen Sie: Das ist ganz große Klasse“, beschied der Sportchef den Reportern, „er ist ein Top-Gewinn für den FC Bayern, da gibt es gar nichts zu meckern.“

Den Ball zum 0:1 habe der Kollege „mal schön reingeschraubt“, witzelte Thomas Müller, „blöd gelaufen“. Sogar der düpierte Torwart war dem Nationalspieler aber nicht böse. „Das ist ihm gelungen, mit der Fußspitze in den Winkel.“ Bereits beim letzten Eigentor habe man darüber geflachst, sagte Sven Ulreich. Wenn er gegen Stuttgart zum Abschluss noch mal ins eigene Tor trifft, sichert er sich einen Platz im Archiv als alleiniger Rekordhalter.  mina

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