-Daniel Bierofka, was bedeutet es Ihnen, dass der Regionalliga-Titel endlich amtlich ist?
Im Moment ist vor allem eine große Erleichterung da. Wir wollten es ja schon früher klarmachen, gegen Augsburg, in Illertissen, dann im Derby – deswegen war schon eine Drucksituation da. Über die Saison hinweg hat es sich die Mannschaft einfach verdient, jetzt oben zu stehen. Wie sie gearbeitet hat, wie sie mich ertragen hat (lacht). Es freut mich einfach für die Jungs.
-Deswegen dürfen sie jetzt feiern, ohne vom Trainer gebremst zu werden?
Ja. Das muss raus jetzt. Viele kannten das ja nicht, medial so im Mittelpunkt zu stehen. Und dann Meister zu werden: vor Bayern, vor Schweinfurt – da kann man schon stolz sein.
-Haben Sie das Gefühl, dass die jungen Spieler mental gewachsen sind?
Auf jeden Fall. Das hat man ja auch heute gesehen. Gegen eine Fünferkette zu spielen, ist nie einfach. Wir haben aber hinten nichts zugelassen, waren beharrlich, haben gelauert – und dann dreimal zugeschlagen. Was wir vor allem gelernt haben, ist effektiv zu sein. Und das zeichnet eine gute Mannschaft aus.
-Reicht das, um in den Playoff-Duellen mit Saarbrücken zu bestehen?
Es wird wahnsinnig schwer. Unser Etat ist halb so hoch, aber ich glaub an meine Jungs. Es hat das ganze Jahr Spaß gemacht mit ihnen – selbst in den schwierigen Phasen. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gibt. Wir sind eine echte Mannschaft, und ich denke, das kann uns tragen. Wenn wir zwei extrem gute Tage haben und es schaffen, Saarbrücken auf unser Niveau runterzuziehen, dann ist was drin für uns.
-Sie selber haben ja auch viele schlechte Zeiten mit den Löwen erlebt. Was bedeutet Ihnen persönlich der aktuelle Erfolg?
Es ist einfach fantastisch, die Jungs jetzt so ausgelassen zu sehen. Vor allem, wenn man bedenkt, wie die Ausgangslage war. Ins Trainingslager gefahren ohne Verträge. Nicht gewusst, ob’s überhaupt weitergeht. Ständig das Damoklesschwert Insolvenz über dem Kopf. Auch meinem Trainerteam kann ich nicht genug danken. Daher haben es jetzt alle verdient, drei Tage zu feiern – und dann müssen wir genauso weitermachen.
-Und Pipinsried war ein würdiger Rahmen, oder?
Also, ich hab alles im Fußball erlebt, aber das werde ich nie vergessen: Die Naturtribüne, die perfekte Organisation, die Musik . . . Egal, was in der Relegation passiert: Das wird immer in unseren Köpfen bleiben. Ein ganz großes Dankeschön noch mal.
-Trotzdem dürfte sich die Lust in Grenzen halten, nächstes Jahr wieder nach Pipinsried zu fahren . . .
Klar: Wir haben uns ein Jahr lang den Hintern aufgerissen, um die Chance zu bekommen – jetzt wollen wir den Aufstieg auch ziehen.
Interview: Uli Kellner