Die Partylöwen wollen jetzt alles

von Redaktion

Emotionale Meisterfeier in Pipinsried soll als Startschuss dienen – für den Aufstieg in die 3. Liga

von uli kellner

Pipinsried – Auch den spektakulärsten Treffer des Tages landete Sascha Mölders. Wie angekündigt hatte sich Daniel Bierofka („Ich bin zu schnell für meine Spieler“) aus dem Staub gemacht, als mit dem Schlusspfiff in Pipinsried die wilden Feierlichkeiten losgingen. Mölders aber, der kurz zuvor auch den 3:0-Sieg besiegelt hatte, spielte einen letzten Doppelpass, diesmal mit dem Kamera-Team des BFV. „Ich war schon in der Kabine“, berichtete Bierofka: „Leider musste ich dann noch mal raus zum Interview – was der Sascha eiskalt ausgenutzt hat.“ In Form einer Bierdusche, der der Löwen-Trainer hilflos ausgeliefert war. „Den lasse ich am Dienstag laufen, bis er kotzt“, drohte Bierofka dem Sturmroutinier – und fuhr sich lachend über sein klebriges Poloshirt.

Mölders als Anführer enthemmter Feierlöwen war das letzte Bild, das sich einbrannte ins kollektive Gedächtnis des frisch gebackenen Regionalliga-Meisters. Es beschloss einen Nachmittag, über den nicht nur der Trainer sagte: „Jeder, der dabei war, wird sich noch in 20 Jahren daran erinnern.“ Weniger an das Spiel, das schnell erzählt ist: Wackere Pipinsrieder, die 50 Stunden zuvor in Schalding-Heining den Klassenerhalt gesichert hatten, hielten lange dagegen, verloren am Ende aber deutlich, weil Daniel Wein per Fernschuss das 0:1 erzwang, Nico Karger vor der Pause einen Konter setzte, der die Moral des Aufsteigers brach – und Mölders per Kopf den Deckel draufmachte. Das 3:0 war zugleich der emotionale Startschuss für spontane Jubelszenen, der sich die Gastgeber gerne anschlossen – und die eine Hundertschaft Polizisten laufen ließ, indem sie sich taktvoll in eine Ecke des Platzes zurückzog.

Ein Eingreifen war auch gar nicht nötig, denn selbst in Woodstock dürfte es 1969 nicht harmonischer zugegangen sein. Fans fluteten den Rasen vor der „Löwenhügel“ genannten Naturtribüne, die mit Bierständen, 32 Dixie-Klos und improvisierter Musikbühne (Traktoranhänger) als Festivalkulisse gedient hatte. Spieler wurden geherzt, Selfies geschossen, ein älterer Fan pflückte ein paar Grashalme, die er fürsorglich in einem Bierbecher badete – als botanisches Andenken an die erste Löwen-Meisterschaft seit 25 Jahren. Partykanone Mölders war gefühlt überall – und der Stürmer war es auch, der das Motto für die Playoffs Ende Mai ausgab: „Jetzt wollen wir alles“, sagte er: „Jetzt wollen wir in die 3. Liga.“

Denn: Bei aller Freude über die fröhliche Landpartie ins 560-Seelen-Dorf Pipinsried – künftig wollen die Löwen doch lieber größere Bühnen bespielen. „Ist ja alles schön und nett hier“, sagte Karger, nachdem er sich einen Schluck Bier erkämpft hatte: „Aber mir sind Stadien lieber, die nicht so eng sind.“ Das sieht auch Timo Gebhart so, der lange verletzt gewesene Spielmacher. „Wir haben eine gute Saison gespielt“, sagte er: „Die wollen wir jetzt mit dem Aufstieg krönen – sonst war alles für den A . . . “

Wie Karger („Ich mach’ heute piano“) kündigte daher auch Jan Mauersberger an, die Feiererlaubnis des Trainers nicht ausreizen zu wollen. „Die halbe Miete haben wir jetzt“, sagte der Kapitän: „Aber die große Feier folgt dann hoffentlich am 27. Mai.“ Nach dem Playoff-Rückspiel gegen Saarbrücken.

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