München – Das Ende, von dem junge Männer träumen, hätte es eigentlich gar nicht mehr gebraucht. Als Alexander Zverev in seinem soeben gewonnenen BMW i8 Roadster bei strahlendem Sonnenschein neben dem Top-Model Lena Gercke Platz nahm, war der Sonntag perfekt. Doch er war ja schon zuvor glücklich gewesen. Nach seinem souveränen 6:3, 6:3 im Finale am Aumeister über Philipp Kohlschreiber sprach der 21-Jährige eine Liebeserklärung aus. Nicht an Lena Gercke, kurioserweise. Sondern an die ganze Stadt München. „Ich liebe es, hierher zu kommen“, sagte er, „das ist eines meiner Lieblingsturniere. Das war mein fünftes Jahr in Folge hier bei Iphitos. Ich hoffe, ich komme noch 15 Jahre wieder.“
Bruder Mischa wird Papa. „Wusste das noch keiner? Ups!“
Gutgelaunt hatte der Hamburger nach dem Finale in einer provisorischen Umkleide mitten auf dem Center Court eine Lederhose übergestreift, die bayerische Folklore ertrug er artig, während über die Boxen der Anlage „Mia san die lustigen Holzhacker-Buam“ dröhnte. Er plädierte sogar dafür, künftig am Aumeister Davis-Cup-Spiele auszurichten. „Wenn wir das hier spielen würden, würden wir wohl kein Match verlieren“, sagte er, „ich würde hier unglaublich gerne spielen, und wenn man sieht, wie Philipp hier jedes Jahr Wahnsinnswochen hinlegt und jetzt auch Maxi Marteter agiert hat, kann man sagen: Es liegt uns allen.“
Er fühle sich bei Iphitos einfach besonders wohl, skizzierte er später, reise immer extra früh an und genieße das seltene Vergnügen, ein ATP-Turnier auf einer echten Tennis-Club-Anlage zu spielen. Turnierdirektor Patrik Kühnen versuche außerdem, die Wünsche aller Spieler zu ermöglichen, „obwohl wir alle kleine Mädchen sind“, wie Zverev grinsend zugab. Es käme nicht von ungefähr, dass die Stars so gerne nach München kommen. „Und diesmal hat es auch nicht geschneit.“
Kohlschreiber wäre es lieber, wenn Zverev die nächsten Jahre einen Bogen um den Aumeister machen würde, meinte er hingegen mit einem Augenzwinkern. Er muss ja sonst fürchten, bald seinen Rekord von drei Turniersiegen am Aumeister zu verlieren. „Sascha, es reicht jetzt“, rief er seinem Bezwinger bei der Siegerehrung zu, Zverev räumte zum zweiten Mal in Serie alles ab, von der Lederhosen über den Pokal bis zum Nobelauto. Er sei einfach besser gewesen, das müsse man „neidlos anerkennen“, analysierte der dreifache Turniersieger Kohlschreiber, der aber schon auch mit sich haderte, so schnell abgefertigt worden zu sein. „Zwei kleine Momente Siegesluft“ seien ihm vielleicht vergönnt gewesen, aber im Grunde war das nur eine Illusion. Bereits tags zuvor hatte der Augsburger die Rollenverteilung klar zusammengefasst: Zverev sei 21, fast zwei Meter groß, Nummer drei der Welt und Nummer 1 der Setzliste – das sage ja schon alles. Und so las sich das auch im Finalverlauf.
Bayerns Innenminister Joachim Hermann übernahm die Siegerehrung, doch als er sich beim Sieger für den schnellen Verlauf bedankte, weil man sonst länger in der Sonne hätte braten müssen, stieß er da bei Kohlschreiber auf wenig Verständnis. „Er ist es vermutlich gewöhnt, in klimatisierten Räumen zu debattieren – ich hätte gerne noch einen dritten Satz gesehen und ihn etwas länger braten lassen“, sagte der 34-Jährige.
Die beiden Finalisten reisten noch gestern Abend nach Madrid, für Zverev geht es danach weiter nach Rom, wo er die nächste Titelverteidigung zu absolvieren hat. „Es kann nicht jede Woche auf Finale laufen“, sagte Kohlschreiber über die Aussichten, korrigierte sich dann aber: „Bei Sascha vielleicht schon.“ Er freue sich auf die nächsten Turniere, meinte Zverev, „ich bin gut drauf, habe mich hier in jedem Match gesteigert.“ Vor allem das Halbfinale gegen Hyeon Chung sowie das Endspiel waren stark, am Ende applaudierten unter den Zuschauern auch Thomas Gottschalk sowie Mama und Oma, die extra angereist war. Beim Dank an seine Familie sagte Zverev, dass sein Bruder Mischa Papa werde. „Das wusste noch keiner?“, fragte er später, „naja, sie ist im vierten Monat, das hätte man ja eh bald gesehen. Ups.“ Und auch wenn es peinlich ist, so ein Familiengeheimnis auszuplaudern – er hätte einen schlechteren Rahmen finden können als dieses Turnier.