2001 heulte ganz Gelsenkirchen. Vizemeister. Nur. Wie wurde das damals als Drama empfunden.
Hingegen 2018. In Augsburg eine glückselige Schalke-Kurve: „Deutscher Vizemeister, Deutscher Vizemeister“ – ein Triumphgesang. Später hörte man aus der königsblauen Kabine zum wummernden Bass: „Vizemeister, Vizemeister – hej, hej“. Das klingt nicht viel anders als das auf den Plätzen skandierte „Spitzenreiter, Spitzenreiter – hej, hej.“
Die Zeiten haben sich eben geändert. Der FC Bayern, der vor 17 Jahren mit dem berühmten Nachspielzeit-Tor in Hamburg die Schalker aus dem Vier-Minuten-Traum vom Titel riss, sind von allen anderen Vereinen wirtschaftlich (und in der Folge sportlich) zu weit weg, als dass einer von ihnen sich realistische Chancen ausrechnen dürfte, die Münchner Dominanz zu beenden. Die Bundesliga lebt von Spannungsfeldern abseits der Meisterfrage: Wer qualifiziert sich fürs internationale Geschäft, wer besteht im Abstiegskampf?
Auch Schalke 18 ist nicht mehr vergleichbar mit Schalke 01. Unter dem Management des Ex-Mainzers Christian Heidel ist der Club relativ vernünftig geworden, erkennt die Fakten. Etwa die (bedauerliche) Tatsache, dass er von seiner hervorragenden Nachwuchsarbeit in der „Knappenschmiede“ im Profibereich nicht mehr richtig profitieren wird: Von Manuel Neuer über Julian Draxler, Leroy Sané und nun Leon Goretzka und Max Meyer – die Spieler, mit denen Schalke tatsächlich Meisterpotenzial hätte, bleiben nicht lange – der Transfermarkt ist aggressiver denn je. In manchen Fällen gibt es wenigstens eine schöne Ablöse, die dann im Idealfall hilft, die Mannschaft so zu bestücken, dass sie mal Vizemeister wird.
Was dabei freilich auch hilft: die Schwäche von Dortmund, Leverkusen, Leipzig, Mönchengladbach. „Wir haben die Sterne nicht vom Himmel gespielt“, sagt Heidel, „aber die Mannschaft ist zusammengewachsen“. Sicher tolle Arbeit der Trainerentdeckung Domenico Tedesco, aber eben auch bezeichnend für die neue Bundesliga: Der Vizemeister führt ein sehr breites Tabellen-Mittelfeld an.