München – An guten Tagen ist Franck Ribery trotz seiner 35 Jahre noch immer allen anderen voraus. Auch gestern, doch da war es eine charmante Panne. Bereits zur Mittagszeit vermeldete sein Profil auf Instagram seine Vertragsverlängerung beim FC Bayern für eine weitere Saison bis 2019, das Foto von der Unterzeichnung des Kontrakts wurde aber schnell wieder gelöscht. Er war seinem Klub zuvorgekommen, was gegen die Etikette verstößt. Erst am Nachmittag gab es von der Säbener Straße die offizielle Meldung.
Ein Barometer für das Betriebsklima
Die Fortführung der Zusammenarbeit war keine große Überraschung mehr, denn Ribery ist ja nicht allein in den Sozialen Medien flott unterwegs. Hasan Salihamidzic ließ in der Stellungnahme des Vereins dann auch gar keinen Argwohn aufkommen, dass es sich bei dem Kontrakt um ein Almosen für einen verdienten Veteranen handeln könnte. Ribery habe diese Saison sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League und im DFB-Pokal einmal mehr unter Beweis gestellt, zu welchen herausragenden Leistungen er fähig ist und welch großartige Qualität in ihm steckt, so der Sportchef. „Zudem ist er einer unser Publikumslieblinge.“ Salihamidzic muss auf die Eitelkeiten der Stars achten, insofern ist eine kleine Korrektur hier vertretbar: Franck Ribery ist nicht einer der Publikumslieblinge. Sondern der Publikumsliebling schlechthin.
Seit 2007 wirbelt der Franzose für den Rekordmeister, er fand an der Isar seine Heimat und wurde schnell zu Münchens liebsten „Filou“. Die Fans sind von seinen Tricks auf dem Platz und seine Scherzen neben dem Rasen verzückt. In 247 Bundesligaspielen schoss er 80 Tore, er feierte acht Meisterschaften, fünf Pokalsiege, gewann die Champions League und wurde 2013 auch noch Europas Fußballer des Jahres.
Als er vor elf Jahren für 25 Millionen Euro von Olympique Marseille kam, erhielt er früh überdimensionale Weihen, als an der Theatinerkirche ein Bild von ihm turmhoch die Fassade zierte: München hat wieder einen König, stand da zu lesen, aber keiner ahnte, dass die Regentschaft so lange dauern würde. Ribery galt als einer der vielversprechendsten Fußballer des Kontinents, und auch er selbst wähnte sich eher auf einer Durchgangsstation. Aber er blieb, Jahr um Jahr, und wurde vom Filou zur Führungskraft. Als er im Herbst wütend sein Trikot durch die Gegend pfefferte, war das Ende von Carlo Ancelotti eingeläutet. Die Bosse – allen voran Uli Hoeneß, dessen Gast Ribery oft am Tegernsee ist – schätzen ihn längst als Barometer des Betriebsklimas.
„Ich bin sehr glücklich, ein weiteres Jahr für diesen großen Club spielen zu dürfen“, sagte Ribery. „München ist für mich und meine Familie eine Heimat geworden.“ Wie lange er schon für die Bayern kickt, lässt sich auch an einer Kleinigkeit erkennen: Als er 2007 ankam, waren flächendeckende Soziale Medien noch eine Art Sciene Fiction.