Bengalos am Balkon

von Redaktion

Nürnberg feiert den Aufstieg die ganze Nacht – für die Erste Liga sollen die Bayern-Talente Dorsch und Tillman kommen

VON ANDREAS WERNER

Nürnberg – Um vier Uhr früh lag Lucas Hufnagel am Montagmorgen im Bett. „Hat auch gereicht“, erzählt der Nürnberger Mittelfeldspieler mittags am Handy, seine Stimmbänder sind noch leicht angekratzt von der Party. Es war ein rauschendes Fest, freilich, am Valznerweiher haben sie vier Jahre auf die Rückkehr in die Erste Liga warten müssen. „Wie die Fans gefeiert haben, es war unglaublich. Ich werde ewig Gänsehaut haben“, sagt Hufnagel, dessen Laufbahn in der Jugend des FC Bayern gestartet ist und über die SpVgg Unterhaching sowie Freiburg nach Franken geführt hat.

Hufnagel kennt das Gefühl schon, aufzusteigen. In seiner ersten Saison in Freiburg erlebte er 2016 die Rückkehr der Breisgauer in die Bel-Etage mit, nur war es diesmal intensiver. Damals musste er gleich am nächsten Tag noch für die zweite Mannschaft antreten. Da war nichts mit großer Sause bis zum Morgen.

Die Nürnberger ließen es richtig krachen. Bereits die Busfahrt nach dem 2:0-Sieg in Sandhausen geriet zur Party, „an der Autobahnausfahrt haben wir stoppen müssen, um schon dort mit den Fans zu feiern“, erzählt Hufnagel. In Nürnberg angekommen, ging es gleich auf den Balkon, und hier kam es zu seinem persönlichen Highlight der Party, in der Nürnberger Nacht: Tausende Fans entzündeten nach und nach Bengalos, dazu sangen sie „Nie mehr Zweite Liga“ – und mit den fränkischen Freudenfeuern gab es kein Halten mehr. In einer Szene-Bar im Herzen der Stadt wurde der achte Aufstieg standesgemäß begossen, wie zahlreiche Fotos belegten.

Zweiter Aufstieg von Ex-Hachinger Hufnagel

Nach der Party beginnt die Arbeit allerdings erst so richtig, das ist das Los der Aufsteiger. Um in der Ersten Liga mitzuhalten, soll der Kern des Teams gehalten werden, zumal für die Suche nach Verstärkungen das nötige Geld knapp ist. Abwehrchef Ewerton, Mittelfeldmann Hanno Behrens und Stürmer Mikael Ishak sollen auch im Oberhaus den Ton angeben, Kevin Möhwald verabschiedet sich aus dem fränkischen Mittelfeld wohl in Richtung Werder Bremen. Als Neuzugänge haben die „Clubberer“ in Niklas Dorsch und Timothy Tillman zwei Talente des FC Bayern im Visier. Dorsch, der erst neulich bei seinem Debüt im Profiteam von Jupp Heynckes sein erstes Bundesligator erzielte, hat seinen Abschied aus München bereits angekündigt. Der 19-jährige Tillman ist ein gebürtiger Nürnberger und kam 2015 für 500 000 Euro von Greuther Fürth an die Isar. Sein Vertrag läuft aus, er wurde bereits mit seinem Berater in Nürnberg gesichtet, und Club-Manager Andreas Bornemann sagte neulich: „Timothy Tillman ist aufgrund seines Alters, seiner Herkunft und seiner aktuellen Situation bei seinem Verein Kandidat, mit dem wir uns beschäftigen.“

Ob Hufnagel bleibt, der aus Freiburg nur ausgeliehen ist und im Breisgau noch einen Vertrag bis 2019 hat, ist bis jetzt noch nicht geklärt. Der 24-Jährige hatte in der Rückrunde Pech, weil er mit einem Bänderriss startete und danach nicht mehr auf seine Einsätze kam. „Ich bin relativ offen“, sagt er über seine Zukunft, einem Verbleib wäre er nicht abgeneigt. Unterhaching ist er bis heute dankbar, weil der heutige Drittligist das Sprungbrett war. „Ich denke immer gerne an die Zeit zurück, dort habe ich meine Chance bekommen“, sagt er. Als ihm beim FC Bayern einst gesagt wurde, dass es nicht mehr weitergehe, habe er den Profi-Traum eigentlich schon abgehakt. Stattdessen ging es in Haching aber erst richtig los, und jetzt hat er schon seinen zweiten Aufstieg gefeiert.

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