RAD

Der deutsche Hoffnungsträger

von Redaktion

Giro d’Italia: Der 24-jährige Max Schachmann trägt das Weiße Trikot des besten Jungprofis und liefert damit einen weiteren Talentbeweis

VON RUBEN STARK

Tel Aviv – An die Auftritte auf dem Podium des Giro d’Italia kann sich Max Schachmann gewöhnen. „Das macht schon Spaß“, sagte der Berliner vor der Abreise aus Israel, der Lippenstift vom Wangenkuss der Giro-Hostess zeichnete sich noch deutlich ab. Schachmann erlebt gerade eine Menge angenehmer Momente, sie gipfeln in den Tagen, die er bei seiner ersten großen Landesrundfahrt im Weißen Trikot des besten Jungprofis verbringt.

Der 24-Jährige zählt zu den Aufsteigern dieser Saison, seiner zweiten erst als Radprofi. Bei Quick Step-Floors, dem dominierenden Team des Jahres und auch der Israel-Stippvisite der Italien-Rundfahrt mit zwei Etappensiegen durch Sprinter Elia Viviani, findet Schachmann beste Entfaltungsmöglichkeiten. „Wenn sich Chancen ergeben, dann will ich die ergreifen“, hatte er für sein Giro-Debüt angekündigt – und Wort gehalten.

Bereits im Frühjahr hatte er überzeugt: Schachmann fuhr bei der Katalonien-Rundfahrt im März zum ersten Profisieg, wenig später wurde er beim Ardennenklassiker Fleche Wallonne nach couragierter Leistung Achter (bis 200 m vor dem Ziel hatte er als Ausreißer sogar noch in Führung gelegen). Der zweimalige U23-Vizeweltmeister im Zeitfahren deutet an, dass er einmal die erfolgreiche Generation von Marcel Kittel, Tony Martin und Co. ablösen könnte. „Er ist für sein Alter ein richtig kompletter Fahrer“, sagte Martin, und kündigte an: „Ich bin sicher, der deutsche Radsport wird noch viel Freude an ihm haben.“

Zumal Schachmann inzwischen auch die Qualitäten eines guten Bergfahrers erkennen lässt und damit eine deutsche Problemdisziplin bereichern könnte. Abgesehen von Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) und Lennard Kämna (Sunweb) herrscht ein Mangel an überdurchschnittlichen Klettertalenten. „Ich habe den Fokus darauf gelegt, ich fahre einfach super gerne bergauf. Es war mein persönliches Ziel, dort gut zu sein“, erzählte Schachmann.

Kombiniert mit seiner Veranlagung im Zeitfahren ist die Frage nach einer Rundfahrerkarriere unausweichlich. „Es ist ein Traum, das war es schon immer, aber es ist schwer zu prognostizieren“, sagte Schachmann, der noch nicht wissen kann, wie sein Körper ein dreiwöchiges Rennen verkraftet. Am 27. Mai in Rom möchte er schlauer sein, sollte er in der Nähe des Kolosseums sein erstes Grand-Tour-Abenteuer beenden. Für kleinere Rundfahrten fühlt er sich schon „gut gewappnet“.

Die Fähigkeit, Rückschläge wegzustecken, hat Schachmann ebenfalls nachgewiesen. Im August 2017 war der in Thüringen ausgebildete Profi während der Polen-Rundfahrt schwer gestürzt, zog sich komplizierte Brüche am Fuß zu. Er lenkte sich in der langen Zwangspause auch mit seinen Hobbys ab: Angeln, das Basteln an eigenen Musikboxen. „Ich war dann umso motivierter, aber es ist kein Regelfall nach einer schweren Verletzung, dass es so gut läuft“, so Schachmann.

Nun folgt ab morgen erst einmal Sizilien mit den ersten schwierigen Prüfungen der 101. Italien-Rundfahrt. Schachmann ist Siebter der Gesamtwertung, hat in der Sonderwertung acht Sekunden Vorsprung. „Ich werde das Trikot so lange wie möglich verteidigen“, sagte er. Den angenehmen Platz auf dem Podium will Schachmann keinesfalls kampflos hergeben.

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