Es war eines von vielen Bildern, die die Fans des FC Bayern deprimierten, doch selbst in der Masse an verstörenden Motiven schrumpfte es nicht zu einer Fußnote der Tristesse. Als der FC Bayern letzte Woche im Halbfinale der Champions League unglücklich bei Real Madrid scheiterte, zoomten die Kameras einen Münchner nach dem anderen heran. Am Rande standen Franck Ribery und Arjen Robben, zwei Statuen, in Trauer vereint. Die beiden gönnten sich Jahre lang nicht den Dreck unter den Fingernägeln, einst kam es sogar zu einem Handgemenge in der Kabine. Doch sie fanden zusammen und wurden stilbildend für die Münchner, zum zweiten Gütesiegel neben den Eigengewächsen Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller. In ganz Europa sucht man im internationalen Top-Fußball vergeblich ein vergleichbares Duo. Anfangs hatten sie es wohl selbst nicht so geplant, aber sie wurden im Laufe der Jahre zum Gegenmodell des Söldners.
Gerade in der heutigen Zeit, in der Investoren aus aller Welt Fußballer munter mit ihren Millionen hin und her verschieben, hebt sich die Vita eines Ribery wohltuend ab. Er hatte Angebote, Real Madrid wollte ihn, Chelsea buhlte, Thierry Henry hätte ihn mal unmittelbar nach dem Abpfiff eines Duells mit den Münchnern gerne sofort zum FC Barcelona gelotst. Nun geht er in seine 12. Saison an der Isar. Für die Bayern wird es schwer, wieder einmal einen solchen Top-Star bekommen und halten zu können.
Die nochmalige Vertragsverlängerung ist nicht unbedingt als Signal an die Kollegen zu werten, denn im Alter von 35 Jahren sind die Optionen freilich begrenzt. Ribery ist aber mit seinem ganzen Karriereverlauf ein Unikum, das Respekt verdient. Irgendwann hörte er selbst auf, nach den Goldtöpfen in der Ferne zu schielen, irgendwann begann er, sich mit dem FC Bayern zu identifizieren, als wäre er in Berg am Laim geboren und nicht in Boulogne-sur-Mer. München hat schon öfter so eine Kraft entfaltet, auch Giovane Elber, Bixente Lizarazu und Willy Sagnol fanden hier eine Heimat, die sie so nicht erwartet hatten. Bei Robben liegen die Dinge ähnlich.
Sie alle bilden einen starken Kontrast zu Robert Lewandowski, der immerzu den Absprung zu suchen scheint und sich noch nie zu einem glaubhaften Bekenntnis zum Verein herabließ. Es ist nachvollziehbar, warum die Fans mit Ribery und Robben leiden, den Stürmer aber allenfalls respektieren. Söldner in München, das war noch nie ein stimmiges Motiv.