Sahnehäubchen drauf – und dann?

von Redaktion

Noch immer ist ungeklärt, wie es mit Ismaiks Löwen weitergeht, sollte dem Bierofka-Team der Aufstieg gelingen

von uli kellner

München – Inzwischen dürfte auch der letzte Besucher des Pipinsried-Festivals aus seinem Meisterrausch erwacht sein. 15 000 Liter Bier waren am Samstag im Nu weg – bei vereinsübergreifend 7000 Zuschauern, die nach offizieller Zählung dem 3:0 (2:0)-Sieg der Löwen beigewohnt hatten, ergibt sich ein respektabler Pro-Kopf-Konsum, der auch den Deutschen Brauer-Bund freuen dürfte (von wegen, es wird kein Bier mehr getrunken). Selbst die Nachlieferung der Brauerei Kapplerbräu dürfte nicht alt geworden sein, nachdem sogar 1860-Coach Daniel Bierofka ein Tragerl zum Mannschaftsbus geschleppt hatte.

Die Spieler nahmen das Feiergebot des Trainers dankbar an. In München angekommen, zogen sie in den Innenstadt-Club „Crux“ weiter, wo die erste Löwen-Meisterschaft seit 25 Jahren so lange begossen wurde, bis Sonntagfrüh die ersten Vöglein zwitscherten. Bierofka selbst brach schon wenige Stunden später wieder auf, denn wie berichtet hatte sich hoher Besuch angesagt: Hasan Ismaik gab sich die Ehre, erstmals seit dem historischen Doppelabstieg im Juni 2017. Der Investor hatte sich schon am Abend stolz im Meistertrikot ablichten lassen und insbesondere Bierofka gedankt. „Der Aufstieg in die 3. Liga wäre das Sahnehäubchen seiner selbstlosen Arbeit für die Löwen“, erklärte Ismaik.

Ein ausgedehntes Mittagessen in größerer Runde soll der Meistertrainer dann auch in blendender Stimmung verlassen haben. Über die Inhalte der Tischunterhaltung wurde bisher nichts bekannt. Vielsagend ist aber, wer alles nicht an der Elefantenrunde im Charles-Hotel teilgenommen hatte: Präsident Robert Reisinger – und Geschäftsführer Michael Scharold.

„Ich wusste gar nicht, dass Hasan Ismaik in der Stadt ist“, sagte Reisinger, als er von der „tz“ auf die München-Visite des Mehrheitsgesellschafters angesprochen wurde. Aufsichtsrat Saki Stimoniaris, Ismaiks Sprecher, teilte mit: „Wir waren nur gemeinsam mittagessen.“ Ähnlich ordnete auch Sportchef Günther Gorenzel das spontane Date ein. „Ismaik wollte Daniel und mir nur zur Meisterschaft gratulieren“, sagte der Österreicher: „Eigentlich wollte er die ganze Mannschaft treffen, aber das war logistisch nicht möglich.“ Um die Zukunft des Regionalliga-Meisters sei es dabei nicht gegangen.

Das allerdings wäre erstaunlich, nachdem es ja der erklärte Wunsch aller Beteiligten ist, den TSV schnellstmöglich zurück in den Profifußball zu führen. Bierofkas nachvollziehbarer Wille ist, dass die finanzielle Zukunft geklärt wird, ehe die sportliche Weichenstellung gegen Saarbrücken akut wird – also noch vor den Playoff-Duellen am 24. und 27. Mai. „Es müssen Entscheidungen her“, hatte der Coach zuletzt gefordert. Die Ungewissheit sei kontraproduktiv, klagte er, „weil wir nicht genau wissen: Was für ein Budget haben wir zur Verfügung? Mit welchen Spielern können wir reden?“

Auch mit den vorhandenen Profis bisher nur über sportliche Themen, nicht über Vertragsangelegenheiten. Sascha Mölders, mit 19 Saisontoren plötzlich wieder sehr gefragt (Kaiserslautern, Essen), sagte: „Wir sind Meister, aber wir haben noch nichts erreicht. Wir wollen unbedingt aufsteigen – nur das ist, was zählt.“

Kurzfristig. Sahnehäubchen hin oder her – um den ganz großen Erfolgshunger zu stillen, braucht nicht nur der Trainer etwas mit Gehalt.

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