Sammer wehrt sich vor Gericht mit markigen Worten

von Redaktion

Der frühere Bayern-Sportchef muss als Berater beim Transfer des Ex-Löwen Uduokhai den Vorwurf der arglistigen Täuschung entkräften

München – Er gestikuliert, geht emotional auf und ab, diskutiert mit den Herren in Schwarz: Nein, Matthias Sammer (50) steht nicht am Spielfeldrand, sondern als Angeklagter im Gerichtssaal. Der Ex-Sportvorstand des FC Bayern wird der arglistigen Täuschung beschuldigt. Kläger Alderim Ramaj (30) fühlt sich über den Tisch gezogen, fordert 350 000 Euro Schadenersatz. Weil Sammer ihn angeblich drängte, seine Anteile an der Spielervermittlungsgesellschaft zu verkaufen, die er zusammen mit Sammers Sohn Marvin (23) gegründet hatte.

Im Mittelpunkt steht der Wechsel von Felix Uduokhai vom TSV 1860 zum VfL Wolfsburg im letzten Sommer für geschätzt eine Million Euro – genau vier Tage, nachdem Ramaj seine Anteile abgetreten hatte. Marvin Sammer gründete die Gesellschaft mit dem Namen „Sammer Sports Scouting & Management GmbH“ im November 2015. Doch der Erfolg blieb aus, das Duo vermittelte keinen einzigen Spieler – bis sich Papa Matthias in die Geschäfte seines Sohnes einmischte. Seinen Sprössling nimmt er in Schutz: „Der Boss“, so Sammer zu Richter Martin Scholz, „von der Kontaktaufnahme mit dem Spieler bis zu den Gesprächen mit den Vereinen, war von Anfang an ich.“ Sein Sohn sei daran nur am Rande beteiligt gewesen. Sammer gab den fürsorglichen Familienvater. „Marvin wollte herausfinden, wo sein Weg hinführen soll. Ich wollte an seiner Seite sein, wenn er die neuen Wege geht.“

Für Richter Scholz ist das Führen einer Spielervermittlungsgesellschaft aber keine Spielwiese, sagte er deutlich: „Ihr Sohn tanzte auf zwei Hochzeiten. Einerseits Student, andererseits Geschäftsführer einer GmbH. Er hat sich in eine Gefahr begeben.“ Mit erhobenem Zeigefinger wandte sich Sammer an den Mann, der ihn vor Gericht zerrte. „Aldi, das habt ihr euch zu einfach vorgestellt.“ Wenn es ihm darum gegangen wäre, Ramaj bei dem Deal außen vor zu lassen, hätte er den Transfer über eine seiner anderen privaten Firmen abgewickelt, sagte Sammer. Dann wählte er deftige Worte: „Ich hätte diese Scheißfirma nullkommanull gebraucht.“

Von Ramaj ist er enttäuscht. „Du hast mir geschrieben, ich sei ein Freund. Ein halbes Jahr später haust du mir so ein Ding an den Kopf!“ Scholz riet den Parteien, eine unkomplizierte Lösung zu finden: „Das brüllt nach einer Einigung.“

Nach einer 20-minütigen Besprechung in einem Hinterzimmer gab es kein Ergebnis. Sollten sich Sammer und Ramaj nicht auf eine Summe verständigen, müssen Uduokhai und Funktionäre der Löwen und aus Wolfsburg aussagen. Das Gericht will am 6. Juli eine Entscheidung treffen. JOHANNES HEININGER

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