Barcelona – Cristiano Ronaldo war zum Zuschauen verdammt. Der Weltfußballer verfolgte die zweite Hälfte des Clasicos beim FC Barcelona (2:2) angeschlagen auf der Bank. Obwohl das 238. Duell der beiden Erzrivalen eines der sportlich unbedeutenderen war, saß der vom Ehrgeiz getriebene Weltfußballer nervös wippend und mit einem dicken Knöchel auf seinem Sitz. „Es sieht im Moment nicht gut aus, aber ich glaube, es ist nichts Schlimmes“, sagte Reals Trainer Zinedine Zidane und gab Entwarnung. Für das Endspiel in der Champions League am 26. Mai in Kiew gegen den FC Liverpool mache er sich jedenfalls „keine Sorgen“.
Wie die spanischen Zeitungen Marca und AS übereinstimmend berichten, soll der Superstar lediglich für die beiden kommenden Ligaspiele am Mittwoch beim FC Sevilla und am Samstag gegen Celta Vigo nicht zur Verfügung stehen. Für das Liga-Saisonfinale sowie das Champions-League-Finale gegen die Reds bestünde den Medienberichten zu Folge keine Gefahr.
Ronaldo hatte im Zusammenspiel mit Weltmeister Toni Kroos nach 15 Minuten das 1:1 erzielt und war dabei mit dem rechten Fuß umgeknickt. Der 33-Jährige biss sich bis zur Pause durch, hinkte in die Kabine und wurde dann ausgetauscht. „Wie lange es dauern wird, kann ich noch nicht sagen, aber für Cristiano ist das eine Kleinigkeit“, sagte Zidane zu Ronaldos Blessur.
Die Königlichen, die dem frischgebackenen Meister wie angekündigt das traditionelle Spalier vor Anpfiff verweigerten, brauchen Ronaldo noch für das ganz große Ziel. Nach der verpatzten Meisterschaft zählt nur der Titel-Hattrick in der Königsklasse. In der Liga liegt Real als Dritter 15 Punkte hinter den Katalanen.
Noch mit Ronaldo auf dem Platz kochten die Emotionen kurz vor dem Halbzeitpfiff hoch. Nach einem Wortgefecht zwischen Reals Kapitän Sergio Ramos und Luis Suarez, der die Gastgeber in der 10. Minute in Führung gebracht hatte, langte selbst der sonst so ruhige Lionel Messi mit einem rustikalen Foul an Ramos hin. Wenig später flog Sergi Roberto (45.+2) nach einem Faustschlag an Reals Marcelo mit Rot vom Platz. Für ein rot-würdiges Foul von Reals Gareth Bale gab der überforderte Schiedsrichter Alejandro Hernandez dagegen nicht einmal Gelb.
Auch in der zweiten Hälfte gingen die Diskussionen weiter. Dem 2:1 des FC Barcelona durch Messi (52.) ging ein Foul von Suarez voraus. Ramos warf Messi nach der Partie vor, den Schiedsrichter in der Halbzeit im Spielertunnel unter Druck gesetzt zu haben.
Auch die spanische Presse ließ kein gutes Haar an dem Unparteiischen. „Viel Clasico, wenig Schiedsrichter“, schrieb die Sporttageszeitung „AS“. Mundo Deportivo sprach sogar von einer „desaströsen Vorstellung“ des Schiedsrichters, der Barcelona ein reguläres Tor wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung zurückpfiff und Madrid nach einem Foul an Marcelo einen fälligen Elfmeter verweigerte.
Die Katalanen sind nun weiter ungeschlagen und stehen vor einer historischen Saison ohne Niederlage. Zuletzt war dies Real vor 86 Jahren gelungen, damals umfasste die Spielzeit aber nur 18 Begegnungen.