Die Bilder aus Hamburg, sie erinnerten ein wenig an das, was sich am 30. Mai des vergangenen Jahres in der Allianz Arena abgespielt hat. Ein paar Chaoten, die im Frust durchdrehen und es den am Boden liegenden Spielern auf dem Rasen noch schwerer machen. In München flogen nach dem Löwen-Abstieg Sitzschalen aufs Feld, hoch oben im Norden am Samstag Böller und Pyros. Beides ist vollkommen daneben, unnötig und fehl am Platz, beides schadet dem Fußball. Aber beides war im Vorfeld zu erwarten, weil sich der Frust bei den Fans über Jahre – wenn nicht gar Jahrzehnte – angestaut hatte.
Anhänger eines Traditionsklubs zu sein, hat stets etwas Romantisches, wenn aber der Spagat zur Moderne nicht gelingt, hilft das Besinnen auf die Historie nichts. Nun hat es also den HSV erwischt, den Dino, den unabsteigbaren, den, der sein Glück in den letzten Jahren überstrapaziert hat. Zwei Relegationsspiele und ein Last-Minute-Happy-End binnen vier Jahren waren Wunder genug. Das nächste blieb aus. Und das ist jetzt auch mal gut so.
Wer 17 Trainer in elf Jahren verschlissen hat, dazu ähnlich viele Vorstände und Verantwortliche, dem kann eine Rundum-Kur nur guttun. Das Jahr der Rehabilitation sollte als Chance verstanden werden, in der es ab sofort gilt, die richtigen Schlüsse zu ziehen, überbezahlte Spieler loszuwerden und trotzdem ein Team aufzustellen, das den direkten Wiederaufstieg schaffen kann. Als konkurrenzfähigen und vor allem stabilisierten Teilnehmer mag das Oberhaus den HSV. Als Lachnummer und Chaos-Club hingegen hatte er zwar Kapriolen zu bieten – mehr aber nicht.
Was Hoffnung machen kann, darf, ja sogar soll, ist das, was sich am Samstag AUF den Platz abgespielt hat. Denn dort sah man, bevor die Köpfe der Spieler nach unten sanken, nicht nur einen HSV-Sieg, sondern ein Team, das einem Trainer folgt, der eine Idee hat. Vielleicht ist es so, dass Christian Titz ein paar Spieltage zu spät befördert wurde, vielleicht hätte er das Ruder mit mehr Zeit noch rumreißen können. Aber, um es mit Lothar Matthäus’ Spruch der Saison zu halten: „Wäre, wäre, Fahrradkette“ – das bringt nichts mehr. Die Uhr steht auf null, der Blick muss nach vorne gehen. Und die Parallelen zum TSV 1860 sollten in der neuen Zeitrechnung des HSV enden.