Als der Ball im Netz war, gab es kein Halten mehr für Mohamad Awata, 24. Er rannte zur Fankurve, riss sich das Trikot vom Leib, jubelte wie von Sinnen, ging zu Boden, um die Tartanbahn des Bayreuther Stadions zu küssen. Zurück auf dem Platz, ließ er sich geduldig die Gelbe Karte zeigen – und machte noch ein paar Jubelgesten in Richtung der Mitspieler. Ein Gefühlsausbruch, den Markus Ziereis nachvollziehen konnte, schließlich ist die leidvolle Geschichte des syrischen Mittelstürmers im Team bekannt. Sie handelt von Bombenterror in Damaskus, dem Tod von Familienmitgliedern, einer langen Flucht übers Meer. Erst beim TSV 1860, der Awata 2017 einen Vertrag gab, erlebte der Kriegsflüchtling so etwas wie eine Atempause. „Das ist heute der Wahnsinn für ihn“, sagte Ziereis und fügte hinzu: „Ist doch schön, dass der Fußball auch solche Geschichten schreibt.“ Auch Co-Trainer Oliver Beer ging die Awata-Show ans Herz, denn zum einen bewies die Nummer 7 sportliche Qualitäten (ein Tor, zwei Assists), zum anderen findet Beer, dass der Fußballgott am Samstag den Richtigen belohnt hat. „Mo ist menschlich hervorragend, gibt immer Gas“, sagte er: „Er ist einfach ein toller Mensch.“ Wie es weitergeht mit Awata, hängt maßgeblich davon ab, ob die Löwen ihr Bayernliga-Team behalten. Mit seinem furiosen Debüt in der ersten Mannschaft sammelte er wertvolle Argumente für eine Vertragsverlängerung. ulk