Medaille fürs Kinderzimmer

von Redaktion

Solider Charaktertest der B-Löwen beim 4:1 in Bayreuth – Bierofka-Vertreter Beer lobt Görlitz und sorgt sich um Gebhart

von uli kellner

Bayreuth – Die gläserne Meisterschale war bereits im Bus verstaut, der unterlegene Gegner getröstet (Bayreuth muss nach der 1:4-Heimpleite gegen 1860 in die Relegation), da setzte Michael Görlitz seinen treuherzigsten Blick auf – und berichtete lächelnd, wo er sie nun hinpacken werde, die Medaille zu Ehren der „Bayerischen Amateurmeisterschaft“ 2017/2018. „Die bekommt natürlich einen Ehrenplatz“, sagte der ehemalige Zweitligaprofi, der am Samstag ein ganzes Rudel an Junglöwen und Reservisten angeleitet hatte: „Die kommt zu den ganzen anderen Medaillen, die ich noch von früher habe – daheim im Kinderzimmer bei meinen Eltern.“

Für den Oberpfälzer bot es sich an, direkt von Bayreuth zur Familie nach Neumarkt weiterzureisen. Ebenso wie Nico Karger das freie Restwochenende dazu nutzte, um daheim in Kronach auszuspannen. Oliver Beer dagegen konnte es kaum erwarten, im Bus zu sitzen, denn seit dem Schlusspfiff war schon eine Dreiviertelstunde vergangen, ohne dass er Kontakt zu seinem Chef aufnehmen konnte. „Bisher hatte ich keine Zeit zu telefonieren“, bedauerte Daniel Bierofkas Assistent: „Aber gleich können wir quatschen, ganz in Ruhe auf der Heimfahrt.“ Ach ja, fügte Beer noch hinzu: Bierofka sei nur am Freitag richtig krank gewesen („War keine Finte“). Am Samstag war er schon wieder munter genug, um im mittelhessischen Steinbach Playoff-Gegner Saarbrücken unter die Lupe zu nehmen.

Während Bierofka im Lahn-Dill-Kreis Augenzeuge eines Saarbrücker Schützenfests wurde (7:1), konnte Beer immerhin berichten, dass die von ihm befehligten B-Löwen einen soliden Charaktertest abgelegt hatten. Den 0:1-Pausenstand, der Bayreuth auch nicht für die direkte Rettung gereicht hätte, verwandelten Görlitz und Co. mal eben in einen 4:1-Sieg. Der von einer Zerrung genesene Markus Ziereis traf in der 66. Minute zum Ausgleich. Kurz darauf wurde der syrische Flüchtling Mohamad Awata eingewechselt, legte zwei Treffer auf (für Dennis Dressel und Benjamin Kindsvater) – und geriet nach seiner eigenen Torpremiere in Jubelekstase (siehe unten).

„Die Jungs haben’s gut gemacht“, urteilte Beer: „Mit Leon Klassen haben wir sogar einen A-Jugend-Spieler reingeschmissen, der vor dem 1:1 eine super Flanke geschlagen hat.“ Auch Linksfuß Dressel, ein weiterer Debütant, habe sich bewährt. „Wir haben die Mannschaft so zusammengestellt, dass wir eine gute Truppe haben“, erklärte Beer und bescheinigte den B-Löwen Entwicklungspotenzial: „Das sind gute Jungs, auf die wir gleichzeitig setzen und sie auf dem Boden halten müssen.“

Die zehn absenten Profis um den angeschlagenen Timo Gebhart (Achillessehne) hat am Samstag keiner vermisst, doch natürlich weiß auch Beer, dass ab heute wieder die A-Mannschaft gefordert ist. Der Fahrplan bis zur Relegation sehe so aus: „Wir setzen einen Block bis Donnerstag, überlegen danach, ob wir noch einen Tag freimachen. Und am Sonntag treffen wir uns wieder für den zweiten Block.“ Um dann am Dienstag nach Pfingsten Richtung Saarbrücken aufzubrechen. Mit Gebhart? „Wir müssen von Tag zu Tag schauen“, sagte Beer: „Er hat am Montag noch mal eine MRT, ist danach wieder beim behandelnden Arzt. Wir müssen schauen, wie er die Belastung verkraftet. Mehr kann ich leider auch nicht dazu sagen.“ Nach einer raschen Genesung klingt das nicht. Es sei auch kein zusätzliches Testspiel geplant, um Gebhart noch mal Matchpraxis zu verschaffen.

Görlitz, erstmals über 90 Minuten im Einsatz, macht da schon eher Hoffnung. „Michi ist ein technisch versierter Spielertyp, der auch lange verletzt war“, sagte Beer: „In einem Spiel wie heute mit viel Ballbesitz, wo du einen Strategen brauchst, hat er es gut gemacht.“ Kurzum: Es waren überwiegend positive Nachrichten, die Beer übermitteln konnte – wenn Bierofka sie nicht eh schon hatte: „Wie ich ihn kenne, hat er sicher einen Liveticker angehabt – schon, um zu schauen, ob sich einer verletzt oder Rot sieht.“ War aber beides nicht der Fall.

Die Saisonabschlussfahrt endete mit einem Aufruf der Spieler in Richtung der 2500 mitgereisten, gewohnt feierfreudigen Fans: „Ob mit oder ohne Karte: Alle nach Saarbrücken!“ Die Unterstützung sei wieder „unglaublich“ gewesen, schwärmte Görlitz, der sich anders als Gebhart ein weiteres Jahr in der 4. Liga vorstellen kann. Ändert aber nichts an der eigentlichen Zielsetzung. „Jetzt müssen wir den Aufstieg schaffen“, fordert Görlitz, „und damit unsere geile Saison krönen!“

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