Frankfurt – Am Ende zeigte sich sogar der Himmel über Frankfurt von seiner versöhnlichen Seite. Pünktlich zur Schlusssirene war es auch mit dem Platzregen vorbei, der zuvor über dem Stadtteil Unterliederbach niedergegangen war. So konnten sich die Basketballer des FC Bayern dann doch etwa entspannter dem Fangrüppchen widmen, das sich vor dem Mannschaftsbus versammelt hatte.
Den Applaus nahm man gerne mit, es hatte nicht viel davon gegeben in diesen bis dahin so verkorksten Playoffs. Bis zu dieser 85:50- Machtdemonstration eben, mit der sich die Bayern in dieses Viertelfinale gegen die Frankfurt Skyliners zurückmeldeten und das heutige Entscheidungsspiel (20.30 Uhr) im heimischen Audi Dome erzwangen. Auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der vor dem Spiel noch kurz zur Mannschaft gesprochen hatte, war sichtlich erleichtert: „Dass wir am Samstag verloren haben, war ja eine logische Konsequenz aus mehreren schwachen Spielen. Deshalb war ich schon ein bisschen nervös“, sagte er, „aber wir haben jetzt endlich so gespielt, wie man sich das vorstellt.“
Der Galavorstellung vorausgegangen war reichlich Gesprächsbedarf. Ausdauernd und offen hatten Spieler und Trainerstab die phasenweise bemerkenswert schwachen Auftritte gegen den wackeren Tabellenachten aufgearbeitet. Am Dienstagnachmittag redete dann auch noch Geschäftsführer Marko Pesic seinen Profis in einer ausführlichen Ansprache ins Gewissen.
Die Dinge verfehlten ihre Wirkung nicht. So aggressiv und über die gesamte Spielzeit konzentriert hat man die Münchner länger nicht gesehen. Braydon Hobbs fand es eine ziemlich logische Konsequenz aus den bisherigen Erfahrungen in diesen Playoffs. „Manchmal brauchst du einen Tritt in den Hintern“, sagte der US-Spielmacher, „wir haben ihn definitiv gebraucht und eine gute Reaktion gezeigt.“
Hobbs selbst hat die spektakuläre Wiederauferstehung in der Frankfurter Arena übrigens ein sportliches Geburtstagsprogramm beschert. Gerade heute wird der Kreativgeist im Bayern-Trikot 29 Jahre alt. Sein größter Wunsch ist leicht zu erraten. Das Halbfinalticket hätte er gerne auf dem persönlichen Gabentisch.
Ob das klappt, das haben die Bayern nun wohl vor allem selbst in der Hand. Das glaubt auch Reggie Redding. „Frankfurt wird ohne Druck kommen“, sagte er, „aber wichtig ist vor allem, dass wir das abrufen, was wir können.“ Wobei es schon auch die Frage sein wird, wie weit es den Hessen gelingt, binnen von nur zwei Tagen die heftige Heimklatsche aus den Knochen zu schütteln um dem ersten Sieg überhaupt im Audi Dome gleich den zweiten folgen zu lassen.
Direkt nach Spielende waren die Skyliners merklich in Schockstarre. „Bayerns Physis war überwältigend, heute haben Männer gegen Jungs gespielt.“, befand ein tief zerknirschter Trainer Gordon Herbert, „wir müssen uns jetzt neu zusammenraufen.“ Vor allem die beiden Frankfurter Aushängeschilder Phil Scrubb und Tai Webster bekamen von der giftigen Münchner Defensive um den allgegenwärtigen Jared Cunningham ihre Grenzen aufgezeigt. Auf neun Punkte brachten es beide am Dienstag zusammen Drei Tage zuvor waren es noch deren 35 gewesen.
Den Blick auf ein mögliches Halbfinale gegen den längst qualifizierten Titelverteidiger Bamberg leisten sich die Bayern offiziell natürlich nicht. Doch die Hoffnung ist im Lager des Hauptrunden-Champions aus München natürlich groß, dass die Art, wie man sich mit dem Rücken zur Wand präsentiert hat, für die Mannschaft ein Schlüsselerlebnis für den weiteren Verlauf dieser Playoffs gewesen sein könnte. Genau damit hatte Marko Pesic ja schon zu Wochenbeginn geliebäugelt. Die Gedanken seines Präsidenten gingen am Dienstagabend in die gleiche Richtung. „Ich hoffe, dass wir mit dem heutigen Tag einen Neubeginn starten“, sagte Uli Hoeneß, „dass die Mannschaft jetzt einen Rhythmus bekommt.“