München – Es war ein Foto, das für Aufsehen sorgte – und polarisierte. Die einen fanden es gut, dass sich Hasan Ismaik im Meistershirt der Löwen ablichten ließ – zusammen mit seinem Bruder Yahya sowie den Aufsichtsräten Peter Cassalette und Saki Stimoniaris. Andere dachten: Toll, aber was war der Beitrag des Quartetts? Ein entscheidender Beitrag wurde zwei Tage danach zumindest angekündigt. Ismaiks Sprecher Stimoniaris ließ mitteilen: „Finanzierung des TSV 1860 steht.“ Der Investor werde Daniel Bierofkas Wünsche erfüllen, schrieb er – „zu 100 Prozent“.
Am Mittwochabend, bei einer Sitzung des Aufsichtsrats, sollten nun Nägel mit Köpfen gemacht werden. Wie üblich wurde es eine lange Sitzung – mit einem Ergebnis, das viele Fragen offen lässt. Zwar hätten sich beide Gesellschafter darauf verständigt, fällig werdende Darlehen bis 2020 zu stunden; konkret: 17 Millionen Euro die Ismaik-Seite, 660 000 Euro der Verein. Der Fortbestand der KGaA sollte damit fürs Erste gesichert sein. Beim für die sportliche Perspektive zentralen Punkt, der Budgetaufstockung (von Stimoniaris angekündigt, von Bierofka herbeigesehnt), konnte sich die Runde aber auf kein Ergebnis einigen.
„Zur Fortführung der Gesellschaft werden beide Gesellschafter ihre Darlehensforderungen bedingungslos stunden“, heißt es in dem Schreiben, das Karl-Christian Bay (für den e.V.) und Yahya Ismaik (für die Investorenseite) unterzeichnet haben. Und weiter: „Für die Bereitstellung weitergehender finanzieller Mittel zur Stärkung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit finden zeitnah weitere vertrauensvolle Gespräche zwischen den Gesellschaftern statt, die den sportlichen Erfolg der Zukunft, unabhängig von der Liga, sichern sollen.“
Positiv zu bewerten ist, dass der Wille erkennbar ist, a) mit einer Zunge zu sprechen und b) Einvernehmen herzustellen. Nicht ganz so positiv ist, dass Ismaiks Sprecher mit seiner vollmundigen Erklärung Erwartungen geweckt hat, die bis jetzt nicht erfüllt wurden – was mal wieder eine professionelle Zukunftsplanung torpediert.
Ambitionierte Klubs haben ihre (Transfer-)Schäflein Mitte Mai längst im Trockenen. Bei den Löwen, die ohnehin schon wieder in eine Saisonverlängerung müssen, zeichnen sich dagegen die traditionellen Hängepartien ab. Dass begehrte Stürmer wie Manuel Schäffler und Stefan Lex geduldig abwarten, bis sich die 1860-Bosse geeinigt haben, erscheint zumindest fraglich.