Kolumne

Die Schere geht weiter auseinander

von Redaktion

Es soll ja noch immer Leute geben, die einfach nicht sehen wollen, was der DFB für seine Amateure tut. Werfen ihm vor, viel zu kleine Stückchen abzuschneiden vom gigantischen Kuchen, den sich die Profis da gebacken haben aus den TV-Milliarden, die sie dringend brauchen, um endlich den längst fälligen 100- Millionen-Transfer tätigen zu können. Während die ehrenamtlich geführten Klubs an der Basis stöhnen unter der Last der Kosten und Abgaben, die immer höher, die Einnahmen aber immer weniger werden. Wir müssen aufhören zu jammern, sagt dann Bayerns Fußball-Präsident Koch, der gleichzeitig als DFB-Vize zuständig ist für die Amateure.

Und hat er nicht recht? Am Pfingstmontag wird ganz Deutschland, falls es nichts Besseres zu tun hat, von kurz nach zwölf bis fast zur Tagesschau um acht Amateurfußball satt zu sehen bekommen, live in der ARD, 21 Partien wie SSV Jeddeloh II gegen SV Drochtersen/Assel oder Husumer SV gegen SC Weiche Flensburg, aber auch das Duell einst großer Klubs wie RW Essen und RW Oberhausen, finanziell ruinierte Ex-Bundesligisten. Es ist wieder „Finaltag der Amateure“, zum dritten Mal in Folge finden die Endspiele der Landespokale an einem Tag statt, alle zu sehen im richtigen Free-TV. Der DFB tut nichts für seine Amateure?

Nun ja, das mit dem Fernsehen hat er schon toll hingekriegt, Respekt. So ganz unschuldig aber ist er auch daran nicht, dass die Schere zwischen Profis und Amateuren trotzdem immer weiter auseinandergeht. Während die da oben Millionen für einen mittelmäßigen Kicker hinlegen können, drehen sie unten jeden Cent dreimal um, um die Insolvenz zu vermeiden. Mitgliederschwund, weniger öffentliche Förderung, aber steigende Abgaben haben schon so manchem Vereinsfunktionär schlaflose Nächte bereitet. Und wenn er morgens die Zeitung aufschlägt, liest er von neuen Rekordsummen, die das Fernsehen dem Fußball zahlt.

Eine an sich gute Nachricht, schließlich fließen laut Grundlagenvertrag zwischen DFL und DFB drei Prozent davon an die Amateure, bloß wurden die gedeckelt auf 26 Millionen, wovon gleich mal 20 Millionen zurückwandern, weil die Profis so generös Spieler fürs DFB-Team abstellen. Damit bleiben nur sechs Millionen, laut Schätzungen müssten es 54 Millionen sein. Engelbert Kupka hat auf die immense Diskrepanz immer wieder hingewiesen, der Ehrenpräsident der SpVgg Unterhaching ist inzwischen reichlich unbeliebt beim DFB und vor allem bei DFL-Chef Rauball.

Auf Verbandstagen wird dann die Einheit des Fußballs beschworen und nichts ist davon zu spüren, dass es an der Basis rumort, wer legt sich schon gerne mit den Mächtigen an? Ein bisschen gejammert wird, dass die Zersplitterung der Bundesliga-Spieltage den Amateurklubs Zuschauer kostet. Die aber werden ohnehin immer weniger, weil es Fußball satt im TV gibt, warum soll man noch zu seinem Dorfverein, wenn selbst die Landesliga schon bequem im Livestream zu sehen ist?

Der Fußball boomt. Man muss nur neben den Zuschauerzahlen die Mitgliederentwicklung beim FC Bayern anschauen, die sich in den letzten zehn Jahren auf knapp 300 000 verdoppelt hat. Im gleichen Zeitraum ging die Anzahl der Juniorenteams in Deutschland um 20 Prozent zurück, in Städten vor allem, weil es an Plätzen mangelt, draußen, weil die Ressourcen klein sind, die Konkurrenz groß.

Da aber hilft nun der DFB. Mit sechs Stunden Live-Übertragung wird man am Montag zeigen, wie toll der Fußball der Amateure ist. Kein Grund zum Jammern also. Den findet man, wenn man in der Mediathek nach kritischen Beiträgen fahndet, etwa bei „sport inside“ – übrigens, wie der „Finaltag“, auch vom WDR produziert.

Zwischentöne

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