Markt der Nationalitäten

von Redaktion

Überall Kanadier

In den deutsche Clubs finden sich zahlreiche Kanadier und US-Amerikaner, die auch einen deutschen Pass haben. In den späten 70er-Jahren wurden diese deutschstämmigen Spieler gezielt gesucht. Oft genügt ein deutscher Großelternteil, um eine Anerkennung zu bewirken. Nicht alle dieser Cracks bekommen die Integration perfekt hin – was allerdings nicht erforderlich ist, denn in der Deutschen Eishockey-Liga ist Englisch quasi Amtssprache. Die spielfreie Sommerzeit verbringen die Eis-Deutschen in ihrer nordamerikanischen Heimat, dorthin kehren sie nach der Karriere auch zurück. Erstaunliche Integrationsleistungen vollbringen indes Kanadier, die aus privaten Gründen (oft: die Liebe) hierbleiben – wie Rick Boehm, Ex-Nationalspieler, heute Trainer der Tölzer Löwen. Inzwischen haben auch die Deutschen mit türkischen Wurzeln das Eishockey erobert: Yasin Ehliz und Sinan Akdag gewannen mit der Nationalmannschaft Olympia-Silber. „Für uns muss halt manchmal extra gekocht werden“, sagen sie.

2013 bei der WM auf Platz 20, zwei Jahre später Vizeweltmeister – wie war dieser Aufschwung des katarischen Handballteams möglich? Es kaufte Stars aus Bosnien, Serbien, Montenegro, Frankreich, Kuba, Spanien. Man darf in diesem Sport den Verband wechseln – Wartezeit: drei Jahre.

Der Österreicher, dem die Konkurrenz im eigenen Land zu groß ist und der darum schaut, dass er einen Weg zu den Deutschen findet – gibt’s. Fritz Dopfer, ein Spätentwickler, der im ÖSV-System unterging, fährt schon lange erfolgreich für Deutschland. Die Österreicher verlieren öfter mal einen, der sich verkannt fühlt Bekanntester Fall: Marc Girardelli. Er wurde Luxemburger und fuhr seinen ehemaligen Landsleuten um die Ohren.

Von der Sehnsucht nach einem deutschen Weltmeister ist immer die Rede. Die besten Faustkämpfer jedoch haben in der Mehrzahl eine Migrationsgeschichte. Umso bemühter geraten die Versuche, die vorbehaltlose Anerkennung des hiesigen Publikums zu finden. Wie bei Manuel Charr, einen im Libanon geborenen Syrer. 2017 ließ er sich als erster deutscher Schwergewichts-Champion seit Max Schmeling feiern. Bis herauskam: Die deutsche Staatsbürgerschaft hatte er zwar beantragt, aber noch nicht bekommen.

Legende mit sieben Olympia-Teilnahmen ist Oksana Chusowitina. Sie startete für UdSSR, Usbekistan, Deutschland. Sie lebte in Köln, weil dort ihr Sohn mit seiner Leukämie behandelt wurde. Am Ende wieder Usbekin – da kam sie leichter ins Team.  gük

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