München – Als alles vorbei war, hat sich zumindest ein Mann im Audi Dome ein bisschen Euphorie geleistet. Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern verneigte sich mit zufriedenem Lächeln vor seinen Basketballern. „Das war unglaublich stark“, schwärmte er, „so ein gutes Spiel habe ich hier noch nie gesehen.“
Mit 99:67 (48:28) hatten seine Korbjäger den Titelverteidiger aus Bamberg regelrecht demontiert. Zum zweiten Mal schon in dieser Halbfinalserie nach dem Modus best of 5 – vot dem morgigen Wiedersehen in Bamberg (19 Uhr) haben de Bayern damit also erst einmal alle Trümpfe in der Hand. Ein weiterer Sieg und man würde Alba Berlin ins Finale folgen: Die Hauptstädter sind nach dem gestrigen 91:88 über das Überraschungsteam aus Ludwigsburg bereits am Ziel.
Bei den Bayern wollte am Samstagabend so weit natürlich noch niemand denken. Wie schnell sich die Geschicke in einer Playoffserie wenden können, haben sich die Münchner in dem wechselhaften Viertelfinale gegen Frankfurt selbst demonstriert. Die Profis von Trainer Dejan Radonjic gingen nach getaner Arbeit deshalb auch schnell zur Tagesordnung über. Ein Happen Essen im VIP-Raum, ein bisschen Ballspielen mit dem Nachwuchs. Das war es. „Dieses Spiel ist jetzt schon vergessen“, mahnte Kapitän Anton Gavel, „in Bamberg wird uns jetzt etwas anderes erwarten als heute.“ Die Botschaft: So wie die Niederlage in Spiel zwei hatten die Bayern auch den Sieg schnell aufgearbeitet.
Wobei es schon die große Frage sein wird, ob der Meister das Ausmaß der Chancenlosigkeit noch einmal so aus den Knochen schütteln kann wie nach dem ersten Auftritt im Audi Dome vor gut einer Woche. Bambergs Coach Luca Banchi war jedenfalls reichlich zerknirscht. „Wir haben es wieder nicht geschafft, der Intensität des Gegners etwas entgegenzuhalten“, sagte er.
Vor allem in der Defensive bewegten sich die Bayern vom Anwurf weg auf einem so noch nicht da gewesenen Niveau. Banchi hatte sich ausgerechnet durch die Hereinnahme des kantigen Dejan Musli (für Ricky Hickman) für mehr Präsenz am Korb zu sorgen. Doch den langen Bambergern erging es nur unwesentlich besser als der bemerkenswert wirkungslosen Guard-Riege mit Nikos Zisis, Maodo Lo und Aleks Nikolic, die es zusammengenommen auf fünf Pünktchen brachten. Und damit genauso viele wie der Münchner Marvin Ogunsipe in seinen drei Einsatzminuten.
Und die Bayern-Offensive? In der gab erneut Jared Cunningham den Türöffner. Der US-Guard wirbelte einmal mehr durch die Bamberger Reihen wie die rasende Maus Speedy Gonzalez. Die ersten sieben Münchner Punkte brachte allesamt Cunningham auf sein Konto – am Ende war er mit 15 Zählern gemeinsam mit Center Devin Booker der Münchner Topscorer.
Im Sog des 27-Jährigen steigerte sich die ganze Mannschaft zu einem eindrucksvollen Auftritt. Wie die Bayern den Ball teilweise durch ihre Reihen kreiseln ließen, das dürfte sich für die Bamberger angefühlt haben wie in einer Waschmaschine.. Im gleichen Tempo rotierte auch die Anzeigetafel. Nach Reggie Reddings Dreier Mitte des Schlussviertels waren die Bayern vorübergehend sogar um 42 Punkte enteilt (87:45). Erst als die Bayern merklich vom Gaspedal gingen, konnten die Gäste das Ergebnis freundlicher gestalten.
Und doch hatte der eindruckvolle Münchner Auftritt einen Wermutstropfen. Kurz vor Schluss bekam Spielmacher Braydon Hobbs einen Schlag auf das Handgelenk und musste vorzeitig in die Kabine. Ob Hobbs morgen wieder eingreifen kann, wird sich wohl erst kurzfristig herausstellen.