Der Retter von Giesing

von Redaktion

Sascha Mölders schießt 1860 in die 3. Liga – und tätowiert sich nun den Löwen auf die Brust

von christopher meltzer

München – Sascha Mölders wäre gerne aufgestanden. Es waren ja noch 15 Minuten zu spielen im finalen Spiel um den Aufstieg. Er krümmte sich im Mittelkreis, fasste sich an den linken Oberschenkel. Und während die Fußballer des 1. FC Saarbrücken den nächsten Angriff einleiteten, ahnte Mölders, der Stürmer des TSV 1860 München, dass ihm nun nichts anderes übrig blieb, als um Hilfe zu rufen. Also machte er das auch. Ein Betreuer behandelte ihn, gleich zwei richteten ihn auf. Zwischen ihren Armen humpelte Mölders dann zur Seitenlinie, wo ihn Aaron Berzel mit einem Kuss auf die Wange erlöste. „Das war bitter“, sagte Mölders später. „Aber da muss ein frischer Mann rein.“ Der Held von Giesing durfte gehen – nur wusste er da noch nicht, ob er der Held bleiben würde.

Als der TSV 1860 abstürzte, flüchtete Mölders nicht

Es war natürlich nur fair, dass Mölders, 33, in diesem heiklen Moment Hilfe anforderte. Er, der den Verein in seinem schwierigsten Jahr freiwillig unterstützt hatte, obwohl er das freilich nicht hätte tun müssen. Als 1860 vor ziemlich genau einem Jahr in die Regionalliga abstürzte, entschied sich Mölders dazu, mit abzustürzen, zwar mit einem stolzen Gehalt, aber trotzdem. Er sammelte in 33 Hauptrundenspielen dann auch 19 Tore. Und als 1860 am Sonntagmittag trotz 3:2-Sieg im Hinspiel den Aufstieg zu verspielen drohte – Saarbrücken führte im Grünwalder Stadion schon mit 2:0 –, eilte Mölders mal wieder zur Hilfe. Er trat in der 67. Minute zum Elfmeter an. Ein Blick, drei Schritte, links unten, 1:2 nur noch. Ein Tor, das Giesing wiederbelebte.

Man muss freilich anfügen, dass der eingewechselte Benjamin Kindsvater zuvor klug genug gewesen war, einfach mal in den Strafraum zu dribbeln und dass Saarbrückens Verteidiger Mario Müller dumm genug war, an seinem Trikot zu reißen.

Ohne Timo Gebhart wurde Mölders’ Rolle wichtiger

Als der Pfiff des Schiedsrichters folgte, tuschelten Mölders und sein Sturmpartner Markus Ziereis. Jeder im Stadion aber wusste, wer schießen muss. Mölders Elfmeter war der Höhepunkt in einem Spiel, das in seiner Dramatik und in seinen Emotionen daran erinnerte, warum Fußball manchmal so verdammt cool sein kann.

Nun ist Mölders freilich kein perfekter Stürmer. Die Sprintduelle, die er früher in der ersten Liga schon verloren hat, gewinnt er auch in der vierten nicht. In diesen zwei Relegationsspielen hat Mölders aber drei Tore geschossen. Das 1:0 in Saarbrücken in der ersten Minute und das 3:2 in der 84. Jetzt das 1:2. Er hat das ohne Timo Gebhart geschafft, den Spielmacher, den die Löwen eigentlich dafür eingekauft hatten, um Mölders das Toreschießen leicht zu machen. Nur fehlte Gebhart meistens verletzt. Also hat Mölders die Tore einfach ohne ihn geschossen.

Das kann er einfach. Er hat es schon immer gekonnt. In Essen, in Frankufrt, in Augsburg. Und wo nun? „Wir brauchen Spieler, die Erfahrung in der zweiten oder dritten Liga haben“, sagte 1860-Sportdirektor Günther Gorenzel gestern. Mölders meinte nur: „Ich bin unmenschlich glücklich.“ Und versprach, sich nun das 1860-Wappen auf die Brust tätowieren zu lassen.

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