Wie man mit so einer Situation auch umgehen kann, macht Arminia Bielefeld vor. Die Ostwestfalen, seit 2015 wieder ein stolzer Zweitligist, haben Robert Lewandowski via Twitter ein Angebot unterbreitet, das er kaum ablehnen kann. „Du suchst eine neue Herausforderung?“, fragen sie. „Geld ist dir nicht so wichtig? Dann bist du bei uns in Ostwestfalen genau richtig!“ Es folgt eine herzliche Einladung zum Trainingsauftakt am 28. Juni.
Das wird schon deshalb nicht klappen, weil Lewandowski da noch bei der WM beschäftigt ist. Davon abgesehen haben die Bielefelder den Ton gut getroffen. Ernst nehmen kann man tatsächlich nicht, was Lewandowski (oder sein Berater) der Öffentlichkeit da auftischt. Wenn Fußballer von neuen Herausforderungen, spannenden Erfahrungen und der Irrelevanz des Geldes reden, ist selbst dem Naivsten klar, dass die wahren Motive sehr unromantisch sind.
Lewandowski hat schon immer Leute fürs Grobe gehabt. Auch in Dortmund schwieg er zu Transfergerüchten, während sich sein Management mit spitzen Ellenbogen (erfolglos) um einen vorzeitigen Wechsel bemühte. Das gleiche Muster zeichnet sich jetzt wieder ab. Das Spiel beginnt von Neuem, nur diesmal zum Leidwesen des FC Bayern, der damals gemütlich verfolgte, wie der Profi und seine Agenten dem BVB den letzten Nerv raubten.
Für die Bayern brechen ungemütliche Zeiten an. Sich auf die Gültigkeit des bis 2021 abgeschlossenen Vertrags zu berufen und jeden Dialog abzulehnen, wird nicht ausreichen. Lewandowski mag eine imposante Bilanz vorzuweisen haben, aber unumstritten ist er nicht. Sein Egoismus ist im Team immer wieder Thema, sein Murren über mangelnde Unterstützung oder fehlende Qualität des Kaders bewegt sich an der Grenze zum Affront.
Eine hohe Ablöse für jemanden einzustreichen, der nicht der Sozialste ist und im August 30 wird, hätte seinen Reiz – allerdings auch einen Haken. Lewandowski mag schwierig sein, doch an seinen sportlichen Qualitäten besteht trotz des enttäuschenden Saisonfinals kein ernsthafter Zweifel. Ein Stürmer vergleichbarer Klasse (und idealerweise mit größerer Teamfähigkeit) wird sich so leicht nicht finden. Erst recht, wenn die WM als Weltmesse ansteht und die Einkäufer von der Insel im selben Segment stöbern.
Die Bayern haben lange den Eindruck erweckt, als würden die Gesetze des Marktes für sie nicht gelten. Als müsse man nur standhaft bleiben, dann würden alle Berater, Sportdirektoren und sonstigen Bösewichte irgendwann kapitulieren. Einen erfolgreichen Streik wie den des Dortmunders Dembélé schlossen sie in München aus. Vielleicht haben sie das insgeheim wirklich geglaubt. Vielleicht war es aber auch immer nur Taktik, um wenigstens noch den Preis zu treiben, wenn sie einen Spieler schon nicht halten können. Man wird es bald wissen.