Diese Woche war ein Empfang für die deutschen Gäste auf einer Burg über Eppan (sie haben um die 180 dieser schlossartigen Gemäuer – höhere Altbaudichte also als in Berlin). Dabei hielt Arno Kompatscher, der Landeshauptmann von Südtirol, eine Ansprache. In der entschuldigte er sich ein wenig fürs Wetter. Viel Niederschlag bisher, aber Südtirol biete halt auch 300 Sonnentage im Jahr. Oliver Bierhoff war zuständig für die Gegenrede. „Von den Regentagen haben wir einige ja schon abgearbeitet.“
Aber bitte: Was sollen das für Regentage sein? Regenabende und -nächte? Okay, die gab es. Da haben wir uns auf unserer überdachten Terrasse in Oberplanitzing mal einen Meter zurückgezogen, dass die Füße nicht nass wurden. Und den Radionachrichten war zu entnehmen, dass hie und da ein Keller vollgelaufen sein soll.
Doch über die Tage wollen wir uns nicht beschweren. Ja, es regnet täglich. So verlässlich wie in England. Doch es ist kein böser Regen. Er ist weich und gutmütig. Die Touristen nehmen ihn gleichmütig hin. Keine Wir-müssen-uns-unterstellen-Panik, kein hektisches Auspacken wasserdichter Kleidung. Die Wanderer gehen weiter, die Radfahrer treten unverändert in die Pedale, ohne einen Gedanken ans Absteigen. Sie wissen: Der Schauer wird kurz sein (am Donnerstagnachmittag hatten wir eine 15-Sekunden-Vorstellung, als hätte der Himmel nur mal schnell die Gießkanne ausgeleert, das war’s schon), und die Luft ist so warm, dass sie einen umgehend trocknet.
Die deutschen Fußballer, verriet Oliver Bierhoff, sind mit dem Regen gar nicht unzufrieden gewesen. Er erwischte sie während einer Trainingseinheit, bei der sich die Hitze gerade gestaut hatte. Brause an! Dafür waren sie dankbar. Und eine Trainingseinheit musste vom Hauptplatz (nach der Gewitternacht durchtränkt) auf ein anderes Feld der Sportzone Rungg verlegt werden. Dasjenige, das von außen trotz Abschirmung der Anlage am besten einsehbar ist. Die Urlauber drängten sich, sie feierten die Nationalspieler sogar für ihre Stretching-Übungen. Es regnete Begeisterung. Günter Klein