„Wir haben gegen Bessere gespielt“

von Redaktion

Bayern und Berlin bringen sich fürs Finale in Position

VON Patrick Reichelt

München – Irgendwann ist auch der größte Zorn verraucht. Und so wollte sich Reggie Redding sicherheitshalber lieber nicht an die kleine Kampfansage erinnern, die er einst in Richtung Joshiko Saibou geschickt hat. Beim Bundesliga-Duell seines FC Bayern mit Alba Berlin Ende März war der US-Amerikaner nach einer heftigen Rangelei mit dem streitbaren Albatros ziemlich angefressen vorzeitig unter die Dusche geschickt worden. Übrig geblieben ist nun, gut zwei Monate später, nur: „Es könnte interessant werden. Ich freue mich darauf.“

Am Sonntag kommt es im Audi Dome zum ersten Wiedersehen der beiden Streithähne, wenn um 15 Uhr die Endspielserie zwischen beiden Clubs beginnt. Und vor allem in München ist man darum bemüht, kein überflüssiges Feuer zuzulassen. „Wir spielen am besten, wenn wir unsere Emotionen kontrollieren“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic. Anders eben als zuletzt beim vierten Halbfinale in Bamberg, als die Bayern sich in der ersten Halbzeit mit Undiszipliniertheiten auch noch selbst in Bedrängnis brachten. Auch Trainer Dejan Radonjic wird vor dem ersten Final-Showdown wohl noch das ein- oder andere Wort in dieser Richtung verlieren: „Es ist meine Aufgabe als Trainer, mit den Spielern darüber zu reden.“

Man könnte nun natürlich darüber streiten, ob die Erfahrung zum Faktor werden könnte. Die Bayern werfen in diesem Jahr eines der ältesten Teams der Liga ins Rennen, Gegner Alba pflegt auch aus wirtschaftlichen Gründen zumindest hinter der ersten Fünf den Jugendstil. Alex King schmunzelt bei dem Gedanken vielsagend. „Es gibt da schon so den ein oder anderen Trick“, sagte er. King war schon im entscheidenden Halbfinale so etwas wie der emotionale Leader des Bayern-Teams. Und das ist dann doch eine bemerkenswerte Entwicklung für einen Mann, der bei den Bayern in dieser Saison schon auf die Aufgaben abseits des Spielfelds reduziert war.

Es könnte in der Tat eine der entscheidenden Fragen dieser Endspiele werden, ob es den Münchnern gelingt, dem Hauptrunden-Zweiten die Spiellaune zu nehmen. Das Team um den letztjährigen spanischen Meister Luke Sikma nahm im Verlauf der Rückrunde viele Bundesligisten regelrecht auseinander. Nihad Djedovic gibt sich betont unbeeindruckt: „Wir haben gegen bessere Spieler gespielt als Sikma.“

Natürlich gehört auch das zum Säbelrasseln vor dem Start. So wie Albas Oldie Akeem Vargas, der sein Team in Berliner Medien zum Favoriten erklärte: „Den Bayern liegt unser Spielstil nicht.“ Der Defensiv-Spezialist ist der einzige Profi im Kader des spanischen Trainer-Gurus Aito Garcia Reneses, der alle vier Playoff-Serien zwischen den beiden Rivalen. Alle vier gingen bislang bekanntlich an die Münchner. „Es hätte einen süßen Geschmack, gegen die Bayern die Meisterschaft einzufahren“, sagte Vargas, „das würde die Geschichte abrunden.“ Vargas selbst kündigte den Münchner Ausnahmekönnern wie Jared Cunningham harte Begegnungen an: „Man bewegt sich am Rande dessen, was erlaubt ist“, sagte er dem RBB, „Ich kann dafür sorgen, dass der Kollege Cunningham keine 20 Punkte gegen uns macht.“

Auf Münchner Seite wird es die große Frage sein, ob Vize-Europameister Vladimir Lucic nach dem verpassten Halbfinale wieder ins Geschehen eingreifen kann. Zumindest vorsichtig trainiert hat der Serbe schon wieder, ob er spielen kann, wird sich kurzfristig entscheiden. Seinem Trainer Dejan Radonjic würde er mit seiner Rückkehr eine Sorge nehmen. „Jeder hat seinen Plan“, sagte er, „für mich wäre Lucic sehr wichtig.“

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