Zurück im eigenen Körper

von Redaktion

Boateng denkt positiv – über sich und die deutsche Gesellschaft

München – Schritt für Schritt geht es für Jerome Boateng in Eppan – und es gilt die Devise: Lieber einen zurück als zu viele nach vorne. Die vergangenen Jahre voller Verletzungen haben den Bayern-Verteidiger lernen lassen, behutsam mit sich umzugehen. Die Reha, die er nach seinem Muskelbündelriss absolvieren muss, fällt ihm deutlich leichter als die zurückliegenden Leidenszeiten. „Jetzt stecke ich in meinem Körper, obwohl ich mich wieder verletzt habe“, sagte der 29-Jährige der „Frankfurter Rundschau“. Das war nicht immer so.

Vor allem nach der schweren Schulterverletzung, die ihn im Winter 2017 ausbremste, habe er sich „wie in einem anderen Körper gefühlt“. Bis die Geschmeidigkeit, das Timing, die richtigen Bewegungen wiederkamen, habe es „beinahe ein Jahr gedauert. Das hätte ich nie gedacht.“ Die Analyse der letzten Verletzung hat Boateng selbst vorgenommen – und versichert mit Blick auf den Sprint, den er im Champions League-Halbfinale gegen Real Madrid abrupt beenden musste: „Ich werde in Zukunft darauf verzichten zu versuchen, an Bälle heranzukommen, an die man nicht herankommen kann.“

Boateng braucht jede Sekunde, aber er geht davon aus, noch mal das Niveau erreichen zu können, das ihn beim Titelgewinn 2014 unverzichtbar gemacht hat. Der damalige Abwehrboss des DFB-Teams denkt positiv – und zwar nicht nur für sich, sondern auch für die deutsche Gesellschaft.

Seitdem AfD-Oppositionsführer Alexander Gauland vor zwei Jahren die „Nachbar“-Affäre angestoßen hat, gilt der Bayern-Profi als bester Ansprechpartner für politische Themen. „Insgesamt“, sagt er, habe er „das Gefühl, dass es wieder zu einem größeren Miteinander kommt“. Dass man sich „gegenseitig zuhört, kulturelle Unterschiede akzeptiert“, sei ein gutes Zeichen. Andererseits müssten aber auch Zuwanderer deutsche Gepflogenheiten annehmen. Er macht sich viele Gedanken, und sagt über Gaulands Worte: „Sie haben mich zusätzlich abgehärtet.“ Das dicke Polster aus der Jugendzeit im Ostteil von Berlin sei noch dicker geworden. jcm/hlr

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