München – Uli Hoeneß hatte nach der Verlängerung genug vom Basketball. Statt wie sonst seine Profis abzuklatschen, eilte der Präsident des FC Bayern in die Katakomben des Audi Dome. Die 95:106-Niederlage nach Verlängerung zum Auftakt der Finalserie gegen Alba Berlin hatte auch bei ihm für Ernüchterung gesorgt. Man hat die Trümpfe fürs Erste nicht mehr in der Hand, bis die Serie am Donnerstag (19.00 Uhr) in Berlin weitergeht.
Und was Hoeneß und Kollegen nachdenklich gestimmt haben dürfte: Die Berliner haben ein Rezept gefunden, an dem sein Team schwer zu beißen hat. Nach eigenen Korberfolgen attackierten zwei, oftmals sogar drei Albatrosse den ballführenden Münchner – schon die Spieleröffnung wurde mühselig. Wertvolle Sekunden gingen verloren, die im Angriff immer wieder fehlten.
Dass man durch die bemerkenswert treffsicheren Berliner Dreierschützen von Beginn an in Rückstand geriet, tat sein Übriges. „Wir sind von Anfang an hinterhergelaufen“, sagte Kapitän Anton Gavel, „so eine Aufholjagd kostet Kraft. Kann schon sein, dass uns die am Ende gefehlt hat.“ Wobei man nicht das Gefühl hatte, dass Trainer Dejan Radonjic die Potenziale seines Kaders an diesem ersten Finalabend voll ausschöpfte. Die zuletzt gegen Bamberg überzeugenden Braydon Hobbs und Alex King etwa durften nur jeweils rund drei Minuten mitmachen.
Dazu kam, dass die Bayern vermeintlich einfache Gelegenheiten liegen ließen. Die Freiwurflinie gehörte in diesen Playoffs selten zu ihren Lieblingsplätzen – diesmal setzten sie gleich acht von 23 Versuchen daneben. Ein einziger Treffer mehr hätte wohl schon gereicht und das Ensemble von Trainer Dejan Radonjic wäre am Donnerstag mit einer Führung in der Berliner Arena angetreten.
Der Frust hielt sich fürs Erste noch in Grenzen. „Natürlich ist das enttäuschend, dass wir unseren Heimvorteil abgegeben haben“, sagte Danilo Barthel, „aber das Spiel war ja eng, jeder weiß, dass wir auch dort zurückkommen können.“
Wobei den Münchnern wohl nichts anderes als der Versuch übrig bleibt, die Albatrosse sozusagen mit den eigenen Waffen zu schlagen. Aggressivität war auch bei den Playoff-Highlights wie dem vierten Viertelfinale in Frankfurt oder den beiden Heimspielen gegen Bamberg das wohl entscheidende Mittel. Was im Basketball freilich seine Tücken hat. Albas Akeem Vargas hatte im Vorfeld angekündigt, man müsse sich gegen die Münchner Spitzenkräfte „am Rande des Erlaubten“ bewegen. Man ahnt: Es ist eine Gratwanderung, deren Gelingen auch von den Kriterien des Schiedsrichtergespanns abhängt. Der Ermessensspielraum ist zum Teil erheblich.
Am Sonntag ließen die Unparteiischen die Berliner mit ihrer Spielidee gewähren. Letztlich hatten die Bayern mit 28 Fouls sogar fünf Vergehen mehr angehäuft als die Gäste. Dementsprechend hatte Berlin am Ende stattliche 37 Freiwürfe angesammelt, die Bayern eben überschaubare 23. Kapitän Anton Gavel fand das zumindest: „Interessant.“
Barthel wollte sich damit derweil nicht mehr befassen. „Wir wollen die Antwort auf dem Spielfeld geben“, sagte er. Am liebsten wahrscheinlich schon am Donnerstag – im zweiten Finalspiel in Berlin.