Reisinger will’s wissen

von Redaktion

Als Reaktion auf Ismaiks seltsames Hilfsangebot fordern die 1860-Bosse ein bislang ruhendes Millionen-Darlehen an

München – Es dauerte fast 24 Stunden, ehe das Präsidium des TSV 1860 Worte gefunden hatte für das, was Hasan Ismaik über sein Sprachrohr Saki Stimoniaris am Sonntag als Komplettpaket in offenen Finanzierungs- und Transferfragen dargestellt hatte, als „Bündel an Maßnahmen, die den TSV 1860 sportlich und wirtschaftlich erfolgreich machen können“.

Der Tonfall des Schreibens ist zu Beginn nüchtern bis sachlich gehalten – wie immer, wenn Robert Reisinger unterstützt von seinen Vizes Heinz Schmidt und Hans Sitzberger zur Feder greift. Der Subtext jedoch hat es in sich. Zunächst dankt er dem Mitgesellschafter für „die bedingungslose Stundung sämtlicher Darlehen“ – nicht jedoch ohne darauf hinzuweisen, dass der Jordanier damit sein eigenes Investment gerettet hat: „Gerade dieser Schritt ist alternativlos, um eine Insolvenz (…) zu vermeiden.“

Weiter geht’s, und schon da wird’s heikel – mit einem Dank an den Hauptsponsor, der ja im Zentrum des fragwürdigen Hilfspakets stand. Ismaik hatte darin angeboten, ein Darlehen der „Bayerischen“ abzulösen. Hierzu merken Reisinger und Co. jedoch an, dass der Versicherungskonzern den Löwen in der Stunde Null geholfen habe – „nach einer desaströsen Saison und nach dem unnötigen, durch die Nichteinhaltung finanzieller Zusagen erzwungenen Abstieg in die Regionalliga Bayern“. Es liegt auf der Hand, wem das Präsidium den sportlichen Abstieg in die 3. Liga und den finanziellen Absturz in Liga 4 anlastet. „Insoweit sehen wir keinen Anlass, dieses bislang zur Sicherstellung der Liquidität bereitgestellte und noch nicht abgerufene Darlehen durch ein weiteres Darlehen unseres Mitgesellschafters zu ersetzen“, so der zunehmend unterkühlte Wortlaut.

Die Pointe folgt dann im letzten Absatz – eine Provokation vom Feinsten. Völlig überraschend taucht da nämlich ein Darlehen auf, das offenbar im Zuge des Transfers Stefan Aigner (August 2016) zugesagt, bislang aber nicht von 1860 in Anspruch genommen wurde. Anders als von Ismaik suggeriert, stünden bislang keine Mittel zur Stärkung des Kaders zur Verfügung, so die e.V.-Spitze: „Um aber das gemeinsame Ziel sportlichen Erfolgs (…) zu unterstützen, werden wir die Geschäftsführung anweisen, ein bislang nicht abgerufenes, aber noch verfügbares Darlehen unseres Mitgesellschafters in Höhe von Mio. 3,856 anzufordern und diese Mittel entsprechend zielgerichtet einzusetzen.“ Mit anderen Worten: Der e.V. zieht erneut 50+1. Die Begründung, jetzt doch ziemlich geharnischt im Tonfall: „In diesem Fall benötigen wir weder mögliche Transfererlöse durch Weiterverkäufe von Ex-Spielern noch eine als Alternative vorgesehene, noch vollständig unbestimmte Finanzierung durch unseren Mitgesellschafter.“

Das Präsidium wird nun im Idealfall erfahren, ob Ismaik nicht zahlen will – oder aktuell nicht kann. In jedem Fall klingt das Ganze nicht nach einer Annäherung der beiden Gesellschafter, die Trainer Daniel Bierofka seinem Ziel näherbringt, das Team zu verstärken. Der Schlusssatz strotzt vor Sarkasmus: „Wir freuen uns auf die Diskussion unseres Alternativvorschlags (…) in der nächsten Aufsichtsratssitzung.“ uli kellner

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