München – Nach der Schlusssirene hielt es natürlich auch Uli Hoeneß nicht mehr auf seinem Platz. Der Bayern Präsident stürmte aufs Feld und drückte vor allem Trainer Dejan Radonjic innig an seine Brust. Als die Feierlichkeiten im Audi Dome dann richtig Fahrt aufnahmen, war der Chef schon wieder verschwunden. Überließ die Bühne denjenigen, die diesen Coup für seinen Club eingespielt hatten.
Mit 106:85 (58:39) hatten Hoeneß’ Basketballer Alba Berlin im alles entscheidenden fünften Finale regelrecht überrollt. Nach dem Pokal spielte das dominierende Team der Saison damit auch die Meisterschaft ein. Die vierte in der Klubgeschichte nach 1954, 1955 und 2014. Bei den Protagonisten selbst herrschte entsprechend tiefe Genugtuung. „Wir sind das ganze Jahr über oben gestanden und haben das jetzt mit so einem Spiel klar gemacht“, schwärmte Kapitän Anton Gavel, ehe er, frisch seines Rauschebarts entledigt, zur Titelparty in der Rodman Bar entschwand, „ich bin unglaublich stolz auf die Jungs.“
In der Tat: Die Bayern standen nach der Hauptrunde ganz oben. In den Playoffs hatten sie nach dem Titelverteidiger aus Bamberg in Alba Berlin auch noch den schärfsten Widersacher des Jahres aus dem Weg geräumt. Nicht einmal die Wirrungen um die späte Trennung von Trainer Sasa Djordjevic hatten die Münchner aus der Bahn werfen können.
„Wir haben in den letzten drei Monaten Dinge ändern müssen, die wir eigentlich schon im Herbst hätten ändern müssen“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic, der der obligatorischen Bierdusche nicht entgangen war, „aber die Mannschaft hat hervorragend reagiert. Ich bin unglaublich glücklich.“
Es ist überhaupt ein Merkmal dieser Saison: Ob es der Trainerwechsel war, Verletzungen oder Niederlagen – die Bayern-Mannschaft kam zuverlässig noch stärker zurück als zuvor. Das Meisterstück passte bestens in Bild. Denn in einem schwer euphorisierten Audi Dome – bis zum Samstagabend hatten rund 25 000 Ticketanfragen den Club überflutet – machten die Bayern mit dem wohl besten Spiel der Saison alles klar. Áuch Alex King war von sich und seinen Kollegen beeindruckt. „Das war unglaublich gut.“ Der Nationalspieler war einer der großen Gewinner dieser Playoffs und hat mit dem Titel auch seine eigene Karriere veredelt. „Ich habe fünfzehn Jahre in dieser Liga darauf gewartet, endlich Meister zu werden. Es ist wahnsinnig schön.“
Und ganz plötzlich scheinen für die Basketballer viele Türen offen zu stehen. Es winkt eine neue Ära. Auch in Europa. Durch den Titelgewinn kehren die Bayern nach drei Jahren Abstinenz schon in diesem Herbst in die Euroleague zurück. Mindestens drei Jahre in der Königsklasse hat der neue Champion nun sicher. Das sind gute Argumente für die Zukunftsplanungen, die in den nächsten Tagen beginnen. Der Großteil der Verträge läuft aus. Auch der von Trainer Dejan Radonjic. Der Montenegriner hatte mit der Amtsübernahme Anfang April eine knifflige Mission übernommen. Und war nun natürlich rundum glücklich. „Natürlich war das sehr schwierig“, sagte er, „aber heute Nacht ist einfach alles nur gut.“ Gut möglich dass der Mann, der eigentlich als Übergangslösung bis Saisonende nach München geholt wurde, nun zur Dauerlösung wird. Von Marko Pesic gab es zumindest schon einmal großes Lob: „Er hat einen herausragenden Job gemacht.“
Doch Fragen wie diese kommen bei Pesic und Kollegen auf den Tisch. Die Bayern-Führung will die Chance des ersten Doubles der Vereinsgeschichte anders nutzen als die Meisterschaft von 2014, die letztlich ziemlich ungenutzt verpuffte. „In der Emotion neigt man zu Fehlern“, sagte der Basketball-Geschäftsführer, „heute ist ein emotionaler Tag.“