Zu einer WM sollte man besonders offen sein für Neues, es ist ja ein kulturelles Miteinander, weltweit, eine Verbindung unter den Völkern. Am Freitagabend hatte der Münchner „Nockherberg“ anlässlich der WM-Partie Spanien gegen Portugal zu einer Paella-Aktion geladen. Ein kulinar(r)ischer Exkurs in einem Biergarten, quasi im Bauch der bayerischen Gastronomie – für manche ein Sakrileg, wir dachten uns: Warum nicht? Sicherheitshalber kauften wir uns aber freilich auch noch eine Breze. Und zwei Maß, eh klar.
Um die Breze waren wir dann auch recht froh. Genau genommen musste gar noch eine zweite her, ehe wir die iberische Gaumenfreude testen konnten – der Andrang an der anstoßkreisgroßen Paella-Pfanne war riesig. Wer sich einreihte, behauptet sicher nie wieder, das Reisgericht sei nur für Touristen. Menschen, die kein Spanien-Trikot trugen, waren Exoten. Die Wartezeit sei im Übrigen gerechtfertigt, wurden wir aufgeklärt: Paella muss anbrennen.
Ob es geschmeckt hat? Si, claro! Es waren Experten an der Pfanne, aus Valencia, wo die Paella erfunden wurde, und auch wenn die Kombination mit Bier natürlich ein grobes Foulspiel gewesen ist (ein schöner Rotwein wäre passender), wurde der Abend ein kulinarischer Genuss. Die südländischen Emotionen gab es bei diesem 3:3 zudem gratis obendrein. Es war ein Abend, den wir uns richtig schmecken ließen – mit Genüssen aus zwei verschiedenen Nationen. Muy bien, sauber!
Schön war, dass die Ballermann-Unsitte, Sangria aus Maßkrügen auszuschenken, nicht aufgegriffen wurde. Das hätte die Grenzen des guten Geschmacks gesprengt, darum ein herzliches Vergelt’s Gott, gracias! So offen sind wir selbst zur WM nicht. ANDREAS WERNER