Moskau – Joshua Kimmich hatte sich vor einigen Tagen amüsiert gegeben. Die deutschen Spieler hatten natürlich mitbekommen, dass die Mexikaner in ihrer Vorbereitung sich nicht streng an leistungssportliche Vorgaben gehalten hatten. Mit ihrer 24-Stunden-Party unter Beteiligung von angeblich dreißig Damen des professionellen Gewerbes in Dänemark hatten sie die Witze geradezu herausgefordert. Kimmich sagte: „Wir mussten lachen, als wir davon gehört haben.“
Am Sonntagabend lachten und feierten die Mexikaner. Orgiastisch. Hinterher fragten die Reporter Trainer Osorio, ob dies die größte Stunde in der Geschichte gewesen sei: den Weltmeister schlagen. Auf dessen Kontinent – was ja auch nicht gewöhnlich ist. Bisher hatte Mexiko gegen die Deutschen verlässlich jedes große Spiel verloren. Auch 1986 bei der Heim-WM in Mexiko.
Die Deutschen waren von Mexiko taktisch überrascht worden. „Wir hatten sie anders erwartet“, erklärten die DFB-Akteure unisono. Aggressiv anlaufend. So hatte man in Südtirol die deutsche U 20, den eigens eingeflogenen Sparringspartner, auftreten lassen. Die Realität im Luschniki-Stadion war eine andere: Mexiko agierte zurückgezogen und wartete auf die Kontergelegenheiten – die sich ergaben.
Übrigens: In Moskau machte die Kunde die Runde, dass in Mexiko, als Hirving Lozano das (Sieg-)tor erzielte, ein Erdbeben registriert worden sei. Angesichts der Stimmung, die im Luschniki-Stadion herrschte: vorstellbar. gük