Bewegte Woche des Nationalteams

Fotos und Fragen

von Redaktion

Was für eine Woche, gerechnet von Sonntag (Mexiko) bis Samstag (Schweden). Eine Stimmungslage wie noch nie zwischen einem ersten und zweiten WM-Spiel. Bei früheren Turnieren war das immer eine Phase der Entspanntheit, in der es nur darum ging, die Erwartungen nach einem Superauftakt wieder einzufangen. Routiniert vorgetragenes Motto: Nach einem Spiel ist noch keiner Weltmeister gewesen.

In Russland läuft es andersrum. Nach einem Spiel ist noch keiner ausgeschieden, muss man sagen. Das sagt sich auch die Mannschaft.

Wer die Spieler, seit sie sich wieder zeigen (Dienstag), erlebt hat, wird einräumen: Für den Moment klingt es überzeugend, wenn sie sagen, dass sie ihre Schlüsse aus dem Mexiko-Erlebnis gezogen haben. Es wurde nicht gefloskelt, sondern professionell analysiert. Die Lage war nach den Testspielen gegen Österreich und Saudi-Arabien verkannt worden, nun in Russland wurde sie erkannt. Es ist sicher gut, dass der Antrieb, an der Einstellung zu schrauben, aus der Mannschaft kam. Das sollte man der Weltmeister-Generation auch zutrauen: Dass sie in der Lage ist, eine Fehlentwicklung aufzuhalten. Glaubwürdig ist auch, was Mats Hummels sagt: Die WM stelle für jeden Spieler das Höchste dar, sie sei anzusiedeln über allen Erfolgen, die man im Vereinsfußball erzielen könne.

Befremdlich jedoch und nicht zur Ernsthaftigkeits-Kampagne der Mannschaft passend war das Auftreten des Bundestrainers in Sotschi. Die Fotografen, die hier ja auch an Motiven abseits von Stadion und Trainingsplatz interessiert sind, freuen sich, wenn sie Joachim Löw mal beim morgendlichen Jogging am Strand ablichten können, das versonnene Laufen hatte auch 2014 in Brasilien zu seinem Programm gehört. Doch die ersten Fotos, die von Löw aus Sotschi geliefert wurden, waren, als posiere der Fußballlehrer für ein Mode- und Lifestylemagazin. An die Laterne gelehnt, durch die Sonnenbrille aufs Meer hinausblickend, den Menschen zulächelnd – eine Inszenierung von Gelassenheit, die man als zu plakativ bewerten kann. Und als nicht solidarisch mit den Spielern, die sich um einen Neuanfang bemühten. Die Fotos könnten dem guten Jogi noch um die Ohren fliegen.

Ist der Bundestrainer entrückt? Oder einfach nur souveräner als alle anderen? Wie nimmt das Team diese Botschaften auf? Spannende Fragen gegen Ende dieser Woche? Jede Antwort scheint denkbar.

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