Bei ZSKA gibt’s jetzt Ananas-Smoothie

von Redaktion

Was sind die vier herausragenden Sehenswürdigkeiten von Moskau? Die Baedeker-Antwort wäre wohl: Kreml, Bolschoj-Theater, Tretjakow-Galerie, Park Kulturi. Der Sportfreund würde indes sagen: ZSKA, Spartak, Dinamo, Krilija. Die vier großen Moskauer Clubs. Instituitionen. Marken. Im Westen waren sie das schon in dern 70er-, 80er-Jahren – ohne dass sie selbst gewusst hätten, was Marken sind.

Wir schaffen es leider nicht, alle zu besuchen. Dann eben den größten: ZSKA. Zentraler Sport-Klub der Armee. Er hat – so gehört sich das – seine eigene Metro-Haltestelle. Und sein eigenes kleines Stadtviertel. Damit man gleich weiß, mit welchem Club man es hier zu tun hat, sind ein paar Banner aufgespannt worden, die von den Erfolgen der ZSKA-Sportler künden. Von 1952 bis 2014 insgesamt 1364 Olympische Medaillen gewonnen (579 Gold, 418 Silber, 367 Bronze) – wobei nach den Enthüllungen zu Sotschi vielleicht noch nicht aktualisiert wurde. . . Eine andere Ansage ist: 11 000 russische oder sowjetische Meister, 2629 Europameister.

Alle hier geformt, da wird man schon feierlich. Entdeckt an der Basketballhalle den Eingang zur „Tribüne Sergej Below“ – der im Olympiafinale von München 1972 in letzter Sekunde den Amis eingeschenkt hatte. Gedenkt an der Eishockeyhalle des großen Trainers Viktor Tichonow (und auch seiner Opfer, der Spieler). Es gibt beim Hockeyklub ZSKA jetzt ein kleines „Sportcafe Red Machine, auf der Karte steht „Ananas-Smoothie“ – das wäre zu Viktors Lebzeiten nicht angeboten worden.

Junge kräftige Männer gehen über den ZSKA-Campus, vermutlich die nächsten Erstrunden-Draftpicks der NHL. Wir umrunden das Gebäude, das von Wachleuten gesichert ist, schleichen uns hinein durch eine Kellertür – und stehen unvermittelt in einem kleinen Museumsraum mit alten Trikots und Bilder. Wir kommen uns ein wenig illegal vor und verschwinden schnell wieder. Ins Foyer der Eiskunstlaufhalle kann man ungehindert eintreten, dort steht eine Maschine, wie wir sie noch nirgendwo gesehen haben: einen Frischen-Orangensaft-Pressautomat.

Schön, schmackhaft (natürlich ausprobiert) – aber lieber wäre uns ein Fanartikelshop gewesen. Es gibt einen, „Hockey Legends“, wir weinten fast vor Glück, als wir auf der Tafel sahen, dass es bis 20 Uhr geöffnet hat (und es war 14 Uhr). Jedoch: verschlossen. Das ist noch das alte Russland. Ein zerstörerisches „Njet“. Wir hatten uns schon in verschiedenen ZSKA-Shirts und Hoodies gesehen.

Wenigstens hatten wir in Kasan, in der versteckten Ecke eines tatarischen Souvenirgeschäfts, ein AK-Bars-Kazan-Chempioni-2018-Shirt erwerben können. Kasan wurde vor ein paar Wochen Eishockey-Meister – Finalsieg gegen ZSKA.

Aber irgendwas mit ZSKA drauf brauchen wir. Wird’s wohl eine Handyhülle werden. Handyhüllenstände sind die aktuelle Business-Idee in Russland. ZSKA haben sie alle. Putin aber auch.

ZSKA schlägt alle. Das war schon immer so. Günter Klein

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