WM-Gespräch mit . . .  Wolfgang Fierek

„Die Brasilianer spielen wie sie tanzen – wunderbar“

von Redaktion

-Vor 35 Jahren haben Sie Karl-Heinz-Rummenigge besungen. Einen Nachfolger werden Sie bei dieser WM wohl nicht gefunden haben, oder?

Ach, es gibt schon einige Leute, vor denen ich großen Respekt habe. Ob das Iniesta ist oder Ronaldo. ich habe vor allen Fußballern Respekt, die immer wieder rausgehen, immer wieder Leistung bringen und kämpfen. Da gibt es einige Leute, auch Ramos, auch wenn er kritisiert wird. Das da draußen ist Kampf, es geht um den Sieg.

-In Deutschland gibt es diese Spieler offenbar nicht.

Wir haben die Leute schon, aber die kämpfen halt nicht mehr. Ich würde keinen Müller besingen und auch keinen Kroos. Obwohl ich von Toni lange begeistert war. Ich kann das nicht nachvollziehen. Die laufen doch nicht für den TSV Unterhaching, die laufen für ihr Land. Deutsche Fußballer sind in der Welt hochgeachtet. In meinem Auto-Shop in Phoenix, wo ich meine Oldtimer reparieren lasse, hängen im Büro Bilder von Müller, Kroos und Schweinsteiger im Büro. So eine Achtung haben wir. Ich bin sehr enttäuscht. Das war ich von Anfang an. Bis hin zur Ankunft am Flughafen, wo man den Fans keine Beachtung schenkt. Das ist unerhört, ganz schlechtes Benehmen.

-Werden die Bilder in Phoenix jetzt abgehängt?

Ich glaube nicht. jeder Mensch macht Fehler. Aber ich glaube der Herr Löw muss umdenken. Entweder er schmeißt hin – aber er hat ja bewiesen, dass er es kann. Oder er müsste sich andere Komponenten holen. Ich glaube, dass Leute wie Kroos, Müller wirtschaftlich sehr gut dastehen… Das ist doch in der Musik das selbe. Als die Beatles oder Rolling Stones satt waren, kamen keine Hits mehr. Wenn ich unsere Stars wie Kroos, Müller, Khedira oder Özil auflaufen sehe – da kommt kein Lachen. Da ist keine Anspannung, keine Explosion. Da muss gnadenlos ausgetauscht werden.

-Aber Spieler wie Ronaldo oder Iniesta haben auch Geld. Was ist anders?

Das ist die professionelle Einstellung, der Nationalstolz. Der Ronaldo sagt sich, ich laufe hier für Portugal. Da bringe ich nicht mein Bestes, sondern ein bisschen mehr. Vor so etwas habe ich allergrößten Respekt. So einer verdient jede Achtung. Auch die Schweiz, die Dänen, Schweden – das macht Spaß, da zuzuschauen. Ich vergleiche das immer mit Ben Hur. Jedes Land hat ein Team, das für seine Leute kämpft. Für die Leute, die auch viel in Bewegung setzen um das miterleben zu dürfen.

-Die Fans…

Genau. Und wenn du auftrittst wie unsere Mannschaft, dann betrügst du die. Das ist einfach nicht professionell. Da kann man etwas anderes erwarten. In der Vergangenheit hat das ja auch funktioniert. Müller zum Beispiel war immer einer, wo ich gesagt habe: da schau her, der Typ ist außergewöhnlich. Rennt rum wie ein Weberknecht auf Speed. Und bringt immer etwas für die Mannschaft. Aber auch davon war nichts zu sehen. Keine Ahnung, wie so etwas funktioniert. Ob das eine Order ist: Du darfst kein Tor schießen, nur der? Auch Kimmich. Bestimmt talentiert, aber da muss ich mich totlachen, wenn ich das sehe?.

-Nun ist die deutsche Mannschaft weg. Gibt es ein neues Herzensland?

Ich stehe ja auf die Brasilianer, die spielen wie sie tanzen. Das ist einfach schön anzuschauen. Ein Neymar, der sechs Spieler ausspielt. Müsste er nicht. Er kann auch einfach abspielen – aber er tut es nicht. Wunderbar. Das sieht man, was das für eine tolle Sportart ist. Ich wäre gerne Fußballer.

-Woran hat es gefehlt?

Ich habe lange in Ottobrunn im Verein gespielt. Da ist es dann daran gescheitert, dass die Sohn vom Trainer, vom Bürgermeister und vom besten Arzt bevorteilt wurden und ich bin auf der gesessen. Ich war ein sehr guter Rechtsaußen, habe sehr gute Pässe spielen können und war auch schwer einzufangen. Aber ich mag solche Willkür nicht und auch keine Hierarchien. ich habe dann Karate angefangen und Motocross. Das sind natürlich Einzelsportarten, aber das war schon gut so.

-Schließen wir den Kreis. Wer bekommt das Lied?

Der, der sich am meisten anstrengt. An so einem Turnier hängt so viel, über Wochen muss man so viel abrufen. Nicht nur einmal, immer wieder. Nur wer das kann, hat am Ende den Pokal. Aber ich habe ein ganz starkes Gefühl für Brasilien.

Interview: Patrick Reichelt

Artikel 1 von 11