Königsnatter für Kovac

von Redaktion

Serge Gnabry tritt seinen Dienst beim FC Bayern schon im Mia-san-mia-Modus an – und hat die Nationalelf im Blick

München – Mario Götze hat sich bei seiner Präsentation beim FC Bayern einst schon mit der Wahl seines T-Shirts vertan, und auch sonst gelang ihm nicht mehr viel – spätestens seitdem ist das Outfit an so einem Tag immer auch ein bisschen Thema. Serge Gnabry erschien gestern in einem rot-weiß gestreiften Shirt, er fand, die Farbkombi würde gut zum Club passen, sagte er und hatte Recht. Er klang insgesamt bereits sehr nach Mia-san-mia-Modus – selbstbewusst und doch auch selbstreflektiert. Rot steht ihm gut.

Niko Kovac klang glaubhaft, als er erzählte, wie sehr er sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Münchner Flügelflitzer freue – in der letzten Saison hat ihm Gnabry nämlich zwei Mal übel mitgespielt. Dass es mit Eintracht Frankfurt gegen Hoffenheim zwei Mal nur zu einem 1:1 gereicht hat, lag maßgeblich an dem 22-Jährigen; einmal schoss er das Tor der Kraichgauer selbst, das andere Mal bereitete er es vor. Er sei froh, dass Gnabry künftig nicht mehr auf der Gegenseite stehe, sagte der Coach.

Gnabry hat dieses eine Jahr als Leihgabe in Hoffenheim als lehrreich empfunden. Die Vorrunde verpasste er großteils verletzt, in der Rückrunde spielte er sich fast noch in den Kreis der WM-Fahrer, ein Muskelbündelriss brachte ihn aber dann um die Reise nach Russland. Seit Wochen arbeitet er schon für seine Rückkehr auf den Rasen, eine Weile wird es noch dauern, aber er fühle sich gut, versicherte er, und bald käme auch bei ihm der Ball wieder ins Spiel.

Den Sprung in die Nationalelf schrieben ihm Kovac und Sportchef Hasan Salihamidzic gestern fast ins Pflichtaufgabenheft. „Er wird da sicher auch bald eine große Rolle spielen, ist ein Top-Talent mit großer Zukunft“, sagte Salihamidzic. Kovac meinte, Gnabry habe „Qualitäten, die Bayern und auch die Nationalmannschaft sucht: er ist schnell, torgefährlich, hat in 1:1-Situationen Lösungen – er kann den Unterschied ausmachen“. Die DFB-Auswahl habe er schon fest im Blick, sagte Gnabry, allerdings wisse er auch: „Wenn du im Verein nicht spielst, wird es schwer.“

Um auf seine Spielzeiten sowie ins Notizbuch des Bundestrainers zu kommen, muss er an Franck Ribery, Arjen Robben und Kingsley Coman vorbei. „Ich sehe das mit dem Konkurrenzkampf anders“, sagte er, „wir brauchen alle Spieler – und keinen Spieler gibt es zwei Mal.“ Über seine Fähigkeiten wollte er nichts Konkretes sagen, empfahl lieber locker: „Am besten schaut man da ein paar Videos.“ Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte – auch wenn er selber nicht um klare Aussagen verlegen ist. Ob er sich die Aufgabe FC Bayern zutraue? „Natürlich bin ich bereit, sonst wäre ich ja nicht hier“, antwortete er. Wer bei seinem Shirt genau hinschaute, sah am Kragen zwei sich windende Königsnattern. Kovac hat einen giftigen, gefährlichen, angriffslustigem Neuen für seine Reihen bekommen. awe

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