München – Wenn man wie die Japaner seine Achtelfinale-Teilnahme allein der Fairplay-Wertung verdankt, ist das nicht unbedingt ein Gütesiegel – andererseits darf sich Gegner Belgien heute nicht zu sicher sein. Es dürfte kein Team bei der WM geben, bei dem der Anteil der Intellektuellen so hoch ist wie bei den „Blue Samurais“. Nicht weniger als sieben Spieler gingen bereits unter die Autoren. Sie veröffentlichten Bücher, bei denen es vor allem um mentale Stärke geht. Da ist eine Elf gewappnet für K.o.-Spiele.
Der Titel von Shinji Okazazis Buch lautet „Stumpfe Füße“, es ist ironisch gemeint, so die „SZ“, und das untermauern ja die Auftritte in Russland: Von wegen stumpfe Füße! Eiji Kawashima veröffentlichte das Werk „Ziele für die Weltmeisterschaft“, und das von Kapitän Makoto Hasebe („Gehirn trainieren“) wurde in Japan ein Bestseller. Den Erlös spendete der Frankfurter den Opfern der Tsunami-Katastrophe von Fukushima, es kamen bisher mehr als 1,5 Millionen Euro zusammen.
Trainer Akira Nishino hat das Gespür, wie mit diesem Team der Autoren umzugehen ist. Sein Vorgänger Vahid Halilhodzic hatte das nicht. Zum einen sprach er nur Französisch, was kaum einer verstand, zum anderen verprellte er sämtliche Führungsspieler. Es musste im Frühjahr erst ein Trainerwechsel her, ehe die Stars wieder zurückkehrten. Nishino, 63, leitet die Spieler wie ein Lehrer, er stellt ihnen in den Teambesprechungen Fragen und setzt darauf, dass sie selbst Lösungen erarbeiten. Natürlich hat auch er bereits ein Buch geschrieben. ANDREAS WERNER