Bayern hat Pavard im Blick

von Redaktion

Der französische VfB-Verteidiger soll 2019 für 35 Millionen Euro kommen – ein sofortiger Wechsel wäre deutlich teurer

von marc beyer

München – Der Ball kam vom linken Flügel zurück an die Strafraumgrenze, er sprang zweimal auf und war gewiss nicht leicht zu verarbeiten, doch das war Benjamin Pavard egal. Mit vollem Risiko drosch er die Kugel Richtung Tor, so passgenau, dass ihm der vielleicht spektakulärste Treffer der bisherigen WM gelang. Selbst in den Zeitlupenaufnahmen rotiert der Ball noch so schnell, dass einem vom Zuschauen fast schwindelig werden kann.

Der Franzose spielt bisher ein glänzendes Turnier als Rechtsverteidiger, mit dem krachenden Tor im Achtelfinale gegen Argentinien (4:3) zum zwischenzeitlichen 2:2 als Krönung. Pavard (22) ist einer dieser Spieler, die für Top-Clubs besonders interessant sind. Er spielt in einer Mannschaft mit vielen Stars, kennt das hohe Niveau aus dem Trainingsalltag, ist noch jung und besitzt deshalb viel Potenzial, hat seit seinem Wechsel zum VfB Stuttgart vor zwei Jahren aber schon einen respektablen Weg zurückgelegt. Der ist auch dem FC Bayern nicht verborgen geblieben. Der Rekordmeister würde ihn gerne 2019 unter Vertrag nehmen und stellt bereits jetzt die Weichen.

Die „Sport Bild“ meldete gestern, dass die Bayern den Defensivspieler, der vergangene Saison überwiegend im Abwehrzentrum eingesetzt wurde, heftig umwerben. Aufgrund einer Ausstiegsklausel kann Pavard nächstes Jahr für 35 Millionen Euro wechseln. Ein hoher Preis für einen, der erst im November 2017 Nationalspieler wurde. Aber auch nicht übertrieben hoch, wenn man bedenkt, wie rasant sich Pavard entwickelt.

Schon als er 2016 zum damaligen Zweitligisten Stuttgart wechselte, galt er als ein Mann mit vielversprechender Zukunft. Fünf Millionen Euro überwies der VfB an den OSC Lille. Zwei Jahre später ist der junge Verteidiger bereits zu groß für seinen Club. Aus Stuttgart verabschiedete er sich mit den Worten „Ich will Champions League spielen, ganz klar“ Richtung WM.

Das ist nun die Frage: Bleibt Pavard dem VfB, der vergangene Saison Siebter wurde und neben der Königsklasse auch die Europa League verpasste, noch ein Jahr erhalten? Oder kommt er in Russland so sehr auf den Geschmack, dass er einen sofortigen Wechsel forciert? Und was würde das für die Bayern bedeuten, die mitten in einem Verjüngungsprozess sind?

Man wolle Pavard „auch emotional“ von einem Verbleib überzeugen, wird Sportvorstand Michael Reschke zitiert, praktischerweise ein Mann mit Bayern-Vergangenheit. Der VfB würde gerne auf sehr viel Geld verzichten und noch ein Jahr von der sportlichen Klasse profitieren, in der Gewissheit, 2019 immer noch ziemlich viel Geld zu bekommen. Die Bayern wiederum müssen bei der Frage nach der Dringlichkeit bedenken, was aus Jerome Boateng wird. Ihn könnte Pavard ersetzen. Falls Boateng denn geht.

Zuletzt hieß es, Juventus Turin sei interessiert. Ob Italiens Serienmeister aber 60 Millionen Euro, die der FC Bayern angeblich aufruft, zahlen will, ist zweifelhaft. In einem Jahr könnte der Bedarf in der Defensive größer sein – zentral, aber auch außen, wo Rafinhas Vertrag ausläuft und ein Backup für Joshua Kimmich nötig sein könnte. Oder ein Stamm-Rechtsverteidiger, falls Kimmichs Qualitäten wieder andernorts gefragt wären. Dass Pavard für diese Position eine Menge mitbringt, beweist er bei der WM mit jedem Einsatz mehr.

Artikel 2 von 11