München – Von den Qualitäten der Basketballer des FC Bayern hat sich Leon Radosevic zuletzt noch einmal aus nächster Nähe überzeugen können. Im BBL-Halbfinale hat sich der Deutsch-Kroate im Trikot von Titelverteidiger Bamberg vier mal gegen die Münchner versuchen dürfen. Und was da erlebt hat, das muss ihn irgendwie überzeugt haben. Seit gestern ist klar: Der Mann wechselt die Seiten. Für drei Spielzeiten schließt sich Radosevic dem FC Bayern an. Und den Trip aus Oberfranken an die Isar muss er wohl nicht alleine in Angriff nehmen – die Meldungen halten sich hartnäckig, dass es auch Regisseur Maodo Lo an die Isar zieht.
Zumindest im Falle von Radosevic ist die Sache nun also in trockenen Tüchern. Bayern-Sportchef Daniele Baiesi rieb sich entsprechend die Hände. „Leon hat in seinen insgesamt fünf Jahren in Deutschland bewiesen, was für ein effektiver und moderner Big Man er ist“, sagte der Italiener´. Und Baiesi weiß, wovon er spricht. In seinen Bamberger Tagen arbeitete er zwei Spielzeiten mit Radosevic zusammen – „wir haben deshalb nicht eine Sekunde gezögert, als die Möglichkeit konkret wurde, ihn zu bekommen.“
Dass es dazu kam, hat natürlich vor allem mit der sportlichen Entwicklung zu tun. Der 28-Jährige will natürlich vor allem in der Euroleague bleiben. Die Qualifikation für die Königsklasse hatten die Bamberger ja mit der Halbfinal-Niederlage gegen die Bayern verpasst. In der Konsequenz daraus hatten sich die Franken ja für fünf Jahre der Champions League des Weltverbandes FIBA verschrieben.
Den jüngsten der diversen Basketball-Europapokale hatte die FIBA ja als Konkurrenzprodukt zur Euroleague ins Leben gerufen. Und der hat einen Passus in seinem Reglement verankert, der gerade in Radosevics Fall ziemlich wesentlich ist. Fünf Akteure im Kader müssen „homegrown“ sein. Spieler müssen demnach nicht nur einen deutschen Pass besitzenm sondern zwischen dem 12. und dem 20, Lebensjahr zumindest drei Spielzeiten beim Deutschen Verband registriert gewesen sein. Ein Kriterium, das der Mann aus Sisak, der im vergangenen Jahr den deutschen Pass erhielt, nicht erfüllen kann.
Die fehlende Perspektive in Richtung Euroleague dürfte der Hauptgrund gewesen sein, warum Radosevic die in seinem Vertrag verankerte Ausstiegsklausel zog. Ob damit wie kolportiert eine finanzielle Entschädigung verbunden war, ist offiziell nicht bekannt. Vonseiten des FC Bayern ist aber offenbar kein Geld für den 2,09-Meter-Mann nach Franken geflossen.
In der Bundesliga war Radosevic vor seiner Bamberger Zeit auch schon für Alba Berlin aktiv. Dabei brachte er es auf 176 Bundesliga- und auch stattliche 146 Euroleague-Einsätze in denen er es im Schnitt auf gut sieben Punkte und drei Rebounds brachte. Wobei Daniele Baiesi den Wert seiner Neuerwerbung nicht durch Zahlen messbar sieht. „Er ist einer der Topleute für Sachen, die eben nicht auf dem Statistikzettel auftauchen“, sagte der Bayern-Sportchef.
Die Frage ist, ob die Verpflichtung Auswirkung auf die Zukunft von Meisterspieler Maik Zirbes hat. Der Vertrag des Nationalspielers lief aus. Ob sich die Bayern zwei Center mit deutschen Pass leisten, erscheint doch zumindest fraglich.