Ein Hoch auf die Außenseiter

von Redaktion

Sicher, die Auftritte der DFB-Elf waren nur schwer zu ertragen – aber die WM-Stimmung lassen sich meine Kumpels und ich davon ganz sicher nicht vermiesen. Das wäre ja noch schöner. Die pure Dosis globaler Fußball-Dröhnung gibt’s ja schließlich nur alle vier Jahre. Da ist genießen angesagt. Damit auch wirklich in jedem der 64 Spiele in Russland Spannung geboten ist, haben wir also nicht nur ein Tippspiel organisiert – macht ja mittlerweile eh jeder – nein, auch beim „Kicker“-Managerspiel beweisen wir unsere Fußball-Fachkompetenz. Aus den 736 glücklichen Fußballern, die bei dieser WM für ihr Heimatland auflaufen dürfen, gilt es, diejenigen elf auszuwählen, die am meisten liefern. Sprich: Am meisten Tore schießen, am meisten Vorlagen geben und die besten Noten von den „Kicker“-Redakteuren absahnen. Eine wahrlich schwere Aufgabe…

Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Ansätze bei der Kaderauswahl. Während der Großteil von uns elf Hobby-Jogis auf die üblichen Verdächtigen wie Neymar, Messi oder CR7 setzt, verfolge ich eine ganz eigene Strategie. Ich bastle mir ein Team voller Außenseiter. Voller Spieler, deren Stern nicht schon längst am Fußball-Himmel scheint, sondern erst bei dieser WM emporschießen soll – gut, um meinen Lieblingsstürmer Harry Kane komme ich natürlich nicht herum, soviel Ehrlichkeit muss sein…

Doch neben meiner britischen Torgarantie tummeln sich ewig Unterschätzte, wie der russische Felsbrocken Artem Dzyuba oder das schwedische Ein-Mann-Bollwerk Andreas Granqvist. Zudem zaubern sich Aleksandr Golovin und der wunderbare Emil Forsberg – gelernt hat’s der Mann übrigens bei meinem Herzensklub Malmö FF – durch mein fiktives Mittelfeld.

Die erste Reaktion meiner Kumpels auf meinen Kader sprüht vor Arroganz: Häme und Spott ergießen sich in unserer WhatsApp-Gruppe über mich. „Deine Mannschaft ist ein Witz“, „Man könnte meinen, du hast einfach auf den Zufallsgenerator gedrückt“, „Der Verlierer steht schon mal fest“ – um nur eine Auswahl der Boshaftigkeiten zu präsentieren. Ein Shitstorm unter Spezln eben.

Doch der Fußballgott und ich liegen momentan wohl auf einer Wellenlänge. Während sich ein Favorit nach dem anderen aus dem Turnier verabschiedet, spielen die Dzyubas und Forsbergs groß auf. A Traum! Oli Kahn hat unlängst im ZDF zugegeben, dass er diese WM langsam nicht mehr verstehe. Aber ich verstehe sie. Nicht nur das – ich feiere sie! Und nun, als Spitzenreiter unserer „Kicker“-Tabelle, hoffe ich auf weitere Überraschungen. Ein Finale mit Schweden oder Russland – schöner ginge es nicht. simon nutzinger

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