Natürlich kann das alles auch ein Gruß aus dem Sommerloch sein. So wie Nessie, das unverwüstliche Seemonster, oder der Brillenkaiman Sammy. In einer Reihe mit diesen Kreaturen zu stehen, würde Cristiano Ronaldo vielleicht nicht als schmeichelhaft empfinden, aber er braucht sich gar nicht zu beklagen. Letztlich hat er sich das Ganze selber eingebrockt.
Es ist nicht die erste Sommerpause, in der die Branche über die Zukunft des kapriziösen Portugiesen spekuliert. Aber so konkret wie diesmal war es noch nie, und angefangen hat alles nach dem Champions League-Finale, als sich Ronaldo in Andeutungen über einen Abschied von Real Madrid erging.
Damals dachte man, der ewige Narziss habe es einfach nicht verwunden, dass andere die Tore erzielten und die Aufmerksamkeit bekamen. So wie er manchmal ein langes Gesicht zieht, wenn Real kurz vor Schluss ein Treffer gelingt, nur leider durch jemand anders. Es ist nie leicht gewesen mit Ronaldo, doch für seine Egozentrik, die oft ins Lächerliche lappte, entschädigte er verlässlich mit Toren und Titeln.
Bei Real bahnen sich gravierende Veränderungen an, und was könnte gravierender sein als der Abgang seines berühmtesten Angestellten? CR7, halb Mensch, halb Marke, steht für alles, was die Königlichen im Guten wie im Schlechten ausmacht. Ihre Erfolgsbesessenheit ebenso wie das brettharte Selbstbewusstsein, das für Außenstehende schwer zu ertragen ist. Würde er gehen, wäre Real ein anderer Verein.
Für den Club muss das kein Nachteil sein, für den Spieler schon. Ein Wechsel nach Turin, wo Mittdreißiger schon immer geschätzt wurden, wäre das Eingeständnis, dass der Zenit der Karriere überschritten ist. Juve ist ein respektables Team, aber gewiss nicht erster Anwärter auf den Champions League-Sieg. Eine Ära Ronaldo sollte dort niemand mehr erwarten.
Vielleicht kommt aber auch wieder alles anders, und der Narziss lässt sich mit einer Gehaltserhöhung umstimmen. So oder so werden ihm die Gerüchte munden. Die WM läuft, und alle Welt blickt auf ihn.