TOUR DE FRANCE

Für Kittel ist die Tour beendet

von Redaktion

Der Sprinter verpasst in den Bergen das Zeitlimit – Nach einer Machtdemonstration von Sky fährt Thomas in Gelb

VON MANUEL SCHWARZ UND ANDREAS ZELLMER

La Rosière – Marcel Kittel wollte nach einem Tag zum Vergessen und dem Aus bei der Tour de France nur noch weg. „Wo ist mein Hotel?!“, brüllte der Sprinter seinen Betreuern im Ziel der 11. Etappe zu, nachdem er das Zeitlimit verpasst hatte und abreisen muss. Vor einem Jahr war Kittel als fünfmaliger Etappensieger der Held – jetzt ist er der große Verlierer.

Mit einem lauten Schrei auf der Ziellinie feierte dagegen Geraint Thomas seinen Tour-Coup. Der Waliser konnte sich im Ziel der ersten Bergankunft als Tageschampion und neuer Gesamtführender feiern lassen, den gelben Blumenstrauß warf er britisch cool in die Fans. Dank einer Machtdemonstration haben Thomas und sein Superteam Sky um Titelverteidiger Chris Froome die Konkurrenz der Frankreich-Rundfahrt geschockt. Scheinbar mühelos parierte der Radrennstall alle Attacken vor der Ankunft hoch oben an der Skistation La Rosière und geht mit zwei Fahrern an der Spitze der Gesamtwertung in die heutige Kletterei nach L’Alpe d’Huez.

Kittel, der einen dritten Platz zum Auftakt als magere Tour-Ausbeute präsentiert, wird dann am Start fehlen. Der Thüringer verpasste gestern auf der kurzen und knüppelharten Etappe als abgehängter Fahrer die Karenzzeit um mehr als zehn Minuten und muss zum dritten Mal nach 2012 und 2017 vorzeitig absteigen. Neben dem 30-Jährigen erwischte es auch den einstigen Sprinterkönig Mark Cavendish – der britische Ex-Weltmeister kam sogar noch nach Kittel im Ziel an.

Als beide den Berg erklommen hatten, war Thomas mit der Siegerehrung schon längst durch. „Den Berg zu gewinnen, ist etwas Spezielles. Ich habe nicht damit gerechnet“, sagte er. „Das Gelbe Trikot zu tragen, ist immer eine große Ehre.“ Schon im vorigen Jahr war er für vier Tage Tour-Leader, ehe er nach einem Sturz aufgeben musste.

Deutsche Fahrer hatten mit den vorderen Rängen nichts zu tun, im Gegensatz zu Kittel schafften es Sprinter André Greipel und der Roubaix-Sieger John Degenkolb aber im Zeitlimit ins Ziel.

Nach den Eindrücken der ersten Bergankunft wird der Gesamtsieg zwischen den zwei Briten und dem Niederländer Tom Dumoulin entschieden. „Froomey ist der Leader“, sagte Thomas zum internen Konkurrenzkampf mit dem viermaligen Sieger. „Unsere Stärke ist der Zusammenhalt im Team, es gibt keinen Egoismus. Jetzt freue ich mich erstmal über mein Gelbes Trikot, dann sehen wir weiter.“

Sunweb-Kapitän Dumoulin sicherte sich im Sprint vor Froome Platz zwei und hat im Gesamtklassement als Dritter 1:44 Minuten Rückstand auf Thomas. Froome rangiert 1:25 Minuten hinter Thomas, der kurz vor dem Ziel aus der Favoritengruppe heraus attackierte und dem Belgier Greg Van Avermaet Gelb abnahm. Dumoulin konnte immerhin noch mithalten. Andere Podiumskandidaten wie Romain Bardet, Vincenzo Nibali und Nairo Quintana verloren bei der ersten Bergankunft dagegen Zeit.

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