Joachim Löws DFB-Termin

Gruß an die Nation

von Redaktion

In kaum einem Artikel, der zum gestrigen Termin Joachim Löws in der DFB-Zentrale erschien, fehlte der Hinweis auf seinen Kleidungsstil. Tatsächlich sah das Outfit eher nach Besuch in der Muckibude aus als nach einem Rapport im Hauptquartier. Aber das ist auch das gute Recht des Bundestrainers. Offiziell befindet er sich schließlich noch im Urlaub.

Begonnen hatte der übrigens bald nach der improvisierten Pressekonferenz am Frankfurter Flughafen mit dem Besuch eines Freiburger Cafés, das den schönen Namen „Auszeit“ trägt. Solche Petitessen werden im Zusammenhang mit Löw plötzlich relevant, weil im Land der Eindruck entstanden ist, dass die DFB-Spitze vom Präsidenten über den Teammanager bis zum Bundestrainer das schmerzhafte Thema WM-Aus arg leger angeht.

Dabei ist das so gar nicht gesagt. Dass der verheerende Eindruck eines stümperhaften Krisenmanagements entstanden ist, liegt nicht an Löw. Der hat sich einfach bloß zurückgezogen und das – wie man nun weiß – nicht zum Sonnenbaden und Gewichtestemmen. Fataler war die Tatsache, dass Reinhard Grindel und Oliver Bierhoff sehr wohl die Öffentlichkeit suchten, es dummerweise aber versäumten, dort eine eingehende Analyse zu präsentieren.

So ist der Eindruck entstanden, dass es nun vor allem darum geht, Mesut Özil für die unselige Erdogan-Aktion zur Verantwortung zu ziehen. Andere Missstände von der verheerenden Quartierwahl über die Kaderzusammensetzung bis zu Grundsatzfragen der taktischen Ausrichtung kamen höchstens am Rande zur Sprache. Und bis heute hat es der DFB nicht geschafft (oder auch nur versucht!), sich klar gegen die rechte Hetze auszusprechen, denen Özil und Ilkay Gündogan ausgesetzt waren. Für einen Verband, der so stolz auf seine gesellschaftspolitische Bedeutung ist, agierte er auf einem erbärmlichen Niveau.

All diese Themen köcheln beharrlich vor sich hin, weil nichts, aber auch gar nichts vernünftig aufgearbeitet ist. Löws halb-öffentlicher Auftritt ist ein Indiz, dass man in Frankfurt nun verstanden hat, wie wichtig ein Signal an die Nation ist. Man ist nicht untätig. Erste konkrete Ergebnisse dürften schon bald nach außen dringen. Selbst wenn der DFB noch daran festhält: EinZeitspiel bis Ende August kann er sich nicht mehr erlauben.

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