von Redaktion

Das Offensichtliche zuerst: Im Verwaltungsrat des TSV 1860 finden sich fortan acht Männer und eine Frau, die ihren Verein sehr gerne von Investor Hasan Ismaik emanzipieren wollen. Präsident Robert Reisinger hat diesen Kurs vor einem Jahr eingeschlagen, die Mitgliederversammlung hat ihn am Sonntag mit ihren Mitteln fortgesetzt: Sie verhinderten, dass die Vertreter des Verbundes „Team Profifußball“, die wieder enger mit Ismaik zusammenarbeiten wollen, in den Verwaltungsrat einziehen. Es war nicht mal knapp.

Hinter dieser politischen Entscheidung – die gerade mit Blick auf die vergangenen Jahre mit allen Ismaik-Eskapaden zu erklären ist – steckt System: Die Mitgliederversammlung offenbarte nämlich, wie die Machtstrukturen im Club verlaufen. Die Strippen zieht das unheimlich einflussreiche Bündnis Pro1860. Es hat seine Unterstützer mobilisiert – und prägte die Versammlung im Zenith. Das lässt sich am Ergebnis ablesen: Von den neun Kandidaten, die Pro1860 auf einer eigenen Liste empfohlen hat, wählten die anwesenden Mitglieder alle neun in den Verwaltungsrat. Der TSV 1860 hat knapp 23 000 Mitglieder. Den Ton aber gaben ein paar hundert an.

Die Verantwortlichen im Club passten ihr Auftreten dem Publikum an. Sie wussten genau, zu wem sie sprechen. Präsident Reisinger etwa hielt eine kämpferische Rede. Er nannte Ismaik meistens nur „den Gesellschafter“, kreidete ihm und der alten Clubführung einen „sportlichen und wirtschaftlichen Totalabsturz“ an. Reisinger sagte aber auch: „Löwen raufen, manchmal auch miteinander, sie raufen sich aber immer zusammen.“ Man muss ihn an diesen Worten messen – spätestens, wenn er mit Ismaik die Finanzierung des Profifußballs verhandelt.

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