Klagenfurt – Niko Kovac war bester Laune. Ein Sieg zum Einstand – und das auch noch gegen Thomas Tuchel, den Mann, den manche beim FC Bayern gerne an seiner Stelle gesehen hätten! Hier ein verschmitztes Lächeln, da ein lässiges Zwinkern – nach dem 3:1 (0:1) gegen Tuchels Paris St. Germain ließ sich der neue Münchner Trainer auch von den Gerüchten um Jerome Boateng nicht aus der Ruhe bringen.
Nein, sicher sei er nicht, dass Boateng auch in der bevorstehenden Saison das Bayern-Trikot tragen werde, sagte Kovac: „Aber ich gehe fest davon aus, dass es so sein wird. Wir werden es dann am 31. August sehen.“ Es war ein Dementi mit sehr viel Interpretationsspielraum.
Zuvor hatte die französische Sporttageszeitung „L’Equipe“ von einem angeblichen Interesse des französischen Meisters an Boateng (29) berichtet. Dieser liebäugelt trotz Vertrags bis 2021 in München seit geraumer Zeit mit einem Abschied. Und die Bayern sind auch bereit, ihn bei entsprechender Ablöseentschädigung ziehen zu lassen. Die Rede ist von 60 Millionen Euro.
„Ich kann keine Garantie geben, im Leben gibt es keine Garantien“, sagte Kovac weiter über einen möglichen Boateng-Transfer zu Tuchel: „Ich weiß, dass der Thomas sicherlich den einen oder anderen guten Spieler noch sucht. Vielleicht guckt er auch bei uns. Aber es wird nicht einfach, unsere Spieler zu kriegen.“
Tuchel selbst sagte bei Sport1 zum selben Thema: „Da kann ich nichts zu sagen. Dass wir natürlich versuchen, die Top-Spieler zu uns zu holen und die Abgänge zu kompensieren, ist klar. Dass wir nichts verraten, ist auch klar.“
Sollte Boateng die Bayern doch verlassen, dürfte in die Personalie Benjamin Pavard Bewegung kommen. Die Münchner haben sich angeblich bereits mit dem VfB Stuttgart auf einen Wechsel des Weltmeisters an die Isar verständigt. Allerdings erst für 2019, wenn Pavard (22) für die festgeschriebene Ablöse von 35 Millionen Euro wechseln kann.
Boateng steigt nach dem Desaster bei der Weltmeisterschaft mit den anderen Nationalspielern am Mittwoch wieder ins Training ein. Chef Kovac befindet sich dann mit dem Gros des Kaders auf der einwöchigen US-Tour (ab Montag) mit Tests gegen Juventus Turin (26. Juli) und Manchester City (29. Juli).
Derweil arbeiten die Bayern im Hintergrund an einer weiteren Personalie. Medienberichten zufolge stehen die Münchner vor der millionenschweren Verpflichtung des kanadischen Ausnahmetalents Alphonso Davies. Laut dem US-Portal „The Athletic“ wollen sie für den 17-jährigen Mittelfeldspieler insgesamt zehn Millionen Euro an die Vancouver Whitecaps überweisen. Davies würde damit zum Rekordtransfer der nordamerikanischen Profiliga aufsteigen. Laut „Sport Bild“ fordern die Whitecaps aber eine noch deutlich höhere Ablöse woran das Geschäft durchaus noch scheitern könnte.
Zum Thema allerdings kann der, in Ghana geborene kanadische Nationalspieler in jedem Fall frühestens im neuen Jahr werden. Denn Davies, der 2017 beim Gold Cup mit drei Treffen und der Kür zum besten Jungprofi für Aufsehen sorgte, wird erst im November volljährig.
Niko Kovac hat momentan ohnehin ganz andere Probleme. Immerhin: Sein Einstand in Klagenfurt mit Toren von Javi Martinez (60.), Rückkehrer Renato Sanches (68.) und dem niederländischen Talent Joshua Zirkzee (78.) habe „seinen Zweck erfüllt“, sagte Kovac, „alle haben es außerordentlich gut gemacht. Wir sind aber noch nicht da, wo wir hinwollen.“
Klub-Ikone Franz Beckenbauer hat der neue Trainer aber bereits vollends überzeugt. „Er kann’s!“, sagte der „Kaiser“ bei Sky Sport News HD: „Jetzt muss er nur noch die Mannschaft davon überzeugen, dass sein Weg der richtige ist. Dann denke ich, wird die Erfolgsgeschichte weitergehen.“ sid/mm