Nürnberg – Diskus-Ass Christoph Harting besiegt Bruder Robert, Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz flitzt allen davon, Speerwurf- Senkrechtstarter Andreas Hofmann schnappt sich seinen ersten Titel: Die Meister von Nürnberg haben so richtig Lust auf das Leichtathletik- Heimspiel in Berlin gemacht. Zwei Wochen vor den Europameisterschaften (6. bis 12. August) kommen die Asse in EM-Form, Wind und Wetter verhinderten bei den nationalen Titelkämpfen im Max-Morlock-Stadion weitere Top-Leistungen.
Zu den Medaillenkandidaten für den Saisonhöhepunkt zählen neben Christoph Harting und Dutkiewicz auch Top-Sprinterin Gina Lückenkemper, Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause, Weitspringerin Malaika Mihambo, die beiden Kugelstoß-Meister Christina Schwanitz und David Storl sowie das famose deutsche Speerwurftrio.
Nach 47-tägiger Zwangspause wegen einer hartnäckigen Verletzung hat sich Speerwurf-Ass Johannes Vetter eindrucksvoll zurückgemeldet – seinen Titel konnte der Weltmeister aus Offenburg aber nicht verteidigen. Andreas Hofmann wurde zum ersten Mal deutscher Meister. Der 26-Jährige aus Mannheim gewann die hochklassige Konkurrenz mit dem Meisterschaftsrekord von 89,55 m und jubelte dann: „Mega, sehr geil, das Stadion hat richtig Stimmung gemacht.“ Olympiasieger Thomas Röhler (Jena) bewies Nervenstärke und sicherte sich mit seinem letzten Versuch von 88,09 m noch Platz zwei. Vetter wurde mit 87,83 m Dritter.
Im Diskuswerfen der Frauen war es ein Zentimeter-Krimi, der nicht nur über den Titel, sondern auch die Startplätze für die EM entschied. Shanice Craft (MTG Mannheim) gelang im fünften Versuch mit einem Wurf auf 62,91 Meter der Befreiungsschlag, der ihr nach 2014 wieder den Sieg und obendrauf wohl auch das EM-Ticket gebracht hat. Bei 62,73 Metern landete der Diskus von Nadine Müller (SV Halle), die sich damit ebenfalls für die EM empfahl. Nur acht Zentimeter weniger wurden für die Dritte Anna Rüh (Magdeburg; 62,65 m) gemessen, die deshalb schlechte Karten für einen der beiden verbleibenden Nominierungsplätze hat. Die viertplatzierte Claudine Vita (SC Neubrandenburg) hatte schon im Vorfeld der Meisterschaften von Nürnberg ihren EM-Startplatz sicher. Mit 62,63 Metern fehlten ihr nur zwei Zentimeter zu einer DM-Medaille. Vorjahressiegerin Julia Harting (SCC Berlin) musste sich mit Rang fünf (61,63 m) zufrieden geben, zu wenig gegen die starke nationale Konkurrenz.
Trotz Gegenwinds von 0,7 m/Sek. rannte Dutkiewicz über 100 m Hürden in 12,69 Sekunden zum Meisterschaftsrekord. Gina Lückenkemper verteidigte ihren 100-m-Titel in 11,15 Sekunden. „Ich bin so konstant wie noch nie in meiner Karriere“, sagte die 21-Jährige. Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre wurde in Abwesenheit von Raphael Holzdeppe wie im Vorjahr Meister – mit 19 Jahren wird er nun seine erste große EM erleben.
Zwei Titel gingen auch an Münchner Sportler. Stadtwerke-Läufer Johannes Trefz siegte über 400 m (45,70 Sekkunden). „Mit persönlicher Bestleistung den Titel zu gewinnen, das ist der absolute Wahnsinnt“, sagte er. Christina Hering rannte über 800 m zu ihrem vierten Meistertitel.