Kaiserslautern – Die Krönung blieb Hendrik Bonmann verwehrt. Nur wenige Minuten hatten gefehlt und er wäre zum ersten kleinen Helden in Sechzigs Drittligageschichte aufgestiegen. Doch auch wenn der späte Gegentreffer durch Kaiserslauterns Janek Sternberg die Löwen mit null Punkten nach Hause fahren ließ – Bonmann darf sich als Gewinner fühlen: Der Torwart hat bewiesen, dass er bereit ist für Liga drei.
Mit mehreren Paraden hatte er überhaupt erst dafür gesorgt, dass seine Mannschaft lange von einem erfolgreichen Auftakt träumen durfte. Mal per Flugeinlage, mal akrobatisch im Stile eines Tintenfisches, der seine Tentakeln ausfährt – immer wieder rettete Bonmann 1860 vor einem Rückstand. Dafür gab’s nicht nur reichlich Applaus von den knapp 5000 mitgereisten Löwen-Fans. Auch Sturmtank Adriano Grimaldi lobte seinen Team-Kollegen: „Er hat uns ein paar Mal gut den Arsch gerettet. An ihm lag es nicht.“
Dass Bonmann auf dem Betzenberg im Tor stehen würde, war bis vor wenigen Tagen unklar. Nach einer für ihn persönlich enttäuschenden Vorsaison mit lediglich drei Einsätzen in der Regionalliga und einem Auftritt im Toto-Pokal hatte Trainer Daniel Bierofka in der Vorbereitung den Kampf um die Nummer eins neu eröffnet. Gewonnen hat diesen Bonmann. Er hat Aufstiegs-Keeper Marco Hiller verdrängt – vorerst. „Die Entscheidung gilt erstmal für das Spiel gegen Kaiserslautern“, hatte Bierofka am Freitag gesagt. „Marco ist hintendran, aber Henne muss zeigen, dass er zurecht im Tor steht.“ Er zeigte es.
Das sahen auch die Verantwortlichen so. Sportchef Günther Gorenzel wand sich zwar gewohnt diplomatisch um eine konkrete Kritik zu seinen Spielern herum („Ich werde nie zu Einzelnen viel sagen in der Detailanalyse“) – ließ sich aber zumindest eine kleine Wertschätzung entlocken. Bonmann habe „einen guten Job gemacht“, betonte er. „Wir haben ihn nicht umsonst ins Tor gestellt.“ Auch Bierofka war zufrieden mit seinem neuen Rückhalt. „Er hat Situationen entschärft, die nicht normal waren“, sagte er. Damit bezog sich Bierofka vor allem auf zwei Eins-gegen-Eins-Situationen, in denen der 1,94 Meter große Bonmann lange stehen blieb und somit die Alleingänge von Lukas Spalvis und Florian Pick vereitelte. Bierofkas Fazit: „Er hat sehr mutig gespielt und seine Chance genutzt.“
Bonmann selbst wollte seine überzeugende Vorstellung unmittelbar nach dem Spiel nicht zu hoch hängen. Die Enttäuschung über das späte Gegentor war ihm deutlich anzumerken. Es sei nebensächlich, ob er das Unentschieden beinahe festgehalten hätte. „Mit meiner Leistung bin zwar zufrieden“, sagte er. „Wenn wir verlieren, ist das aber leider egal.“ Wahre Worte – die Heldenrolle blieb am Samstag letztlich einem anderen: Lauterns Siegtorschütze Janek Sternberg hatte sie ihm kurz vor Schluss entrissen. simon nutzinger