Am Donnerstag beginnt die FIFA 18-WM

Botschafter Özil

von Redaktion

Nach der FIFA-Fußball-WM ist vor der FIFA-Fußball-WM. Kaum liegt Russland hinter uns, steht schon das nächste große Turnier an. An diesem Donnerstag wird es eröffnet, am Samstag haben wir den neuen Champion.

Nein, wir treiben hier keinen Schabernack. Es stimmt schon: In London findet die Weltmeisterschaft im „FIFA 18“ statt. Dem elektronischen Fußball. An der Konsole. Man lässt die Stars mit der Kraft seiner Finger laufen, passen, schießen, Übersteiger machen. Tatsächlich hält auch der echte Fußball-Weltverband FIFA die Rechte an dieser bekanntesten aller Computersportsimulationen, er ist daher der Veranstalter des „FIFA eWorld Cup Grand Final“ in London. E-Sport ist die Wachstumsbranche schlechthin – ungeachtet des Meinungsstreits, ob das überhaupt Sport ist, wenn man nur am Computer sitzt. Jedenfalls wird alles live im Sportfernsehen (Sport1) übertragen.

Vielleicht wird Deutschland ja noch FIFA-Weltmeister 2018 auf diesem Weg. Unter den 32 (klassische WM-Starter-Zahl) E-Sport-Stars aus aller Welt sind acht Deutsche. Michael „MegaBit“ Bittner vom VfL Bochum soll einer der Favoriten sein, er gewann kürzlich die „X-Box-Playoffs“ in Amsterdam, hoch gewettet wird auch der Deutsche Meister Tim Katwanatos, dessen Name Migrationshintergrund erkennen lässt – wie auch der von Mohammed Harkous. Bei ihnen schaut man aber nicht hin, ob sie auch die Nationalhymne singen. Denn das machen ihre Mannschaften auf dem Monitor. Ist so einprogrammiert.

Spannend: Wird auf dem virtuellem Rasen von FIFA 18 der Ballbesitz ebenso out sein wie auf dem echten? Werden in London ähnlich viele Tore aus Standards erzielt wie in Moskau, St. Petersburg und Nischnij Nowgorod? Und sind die Deutschen ähnlich schnell draußen wie in Russland?

Was uns aber am meisten e-lektrisiert an diesem Event, ist der Satz: „Als Botschafter der Veranstaltung fungiert der deutsche Nationalspieler Mesut Özil, der selbst begeisterter FIFA-Spieler ist.“ Gut, die Bezeichnung Özils hätte leicht aktualisiert werden müssen. Doch es handelt sich um einen öffentlichen Auftritt des derzeit bewegendsten Mannes in der gesellschaftlichen Debatte! Vielleicht sagt er was zu seiner Situation, seinen Gefühlen, den Tagen nach dem Rücktritt. Vielleicht (oder wahrscheinlich) winkt er aber auch nur ab und daddelt lieber.

E-Sport-WM-Botschafter Mesut Özil – wir stellen uns vor, wenn Uli Hoeneß von deser Rolle erfährt, der Mann, der die E-Sport-Initiative des FC Bayern mit seiner präsidialen Macht vor einigen Wochen stoppte. Die Hoeneß-Festplatte würde loslegen: „Fußball am Computer ist Dreck, und seinen letzten Zweikampf hat Özil vor FIFA 14 gewonnen.“

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