Breites Grinsen

von Redaktion

Bora-hansgrohe feiert erfolgreiche Tour – jetzt heißt es, rechtzeitig mit Sagan zu verlängern

VON ARMIN GIBIS

München – Ralph Denk machte keinen Hehl daraus, dass ihn ganz besonders der Abend nach der 105. Tour de France geschlaucht hat. Seinen Zustand skizzierte er vorsichtig mit den Worten: „Leicht angeschlagen.“ Bis um vier Uhr morgens war gefeiert worden beim Raublinger Bora-hansgrohe-Rennstall. Die Sponsoren hatten am Seine-Ufer in Paris eine Party-Location gemietet und 300 Gäste geladen. „Das wurde schön zelebriert“, berichtete der Teammanager.

Die Oberbayern hatten ja auch allen Grund zum Feiern. Vor allem dank der grandiosen Kraftakte von Kapitän Peter Sagan. Der Slowake gewann drei Etappen, fuhr einen Tag in Gelb und das Grüne Trikot nach Paris. Auch die Sponsoren, so betonte Denk, seien „sehr zufrieden“. Die Auswertung der medialen Zahlen hätte ergeben, dass das Raublinger Team einen deutlichen Anstieg an öffentlicher Aufmerksamkeit verzeichnete. „Je größer der mediale Wert, umso breiter das Grinsen der Sponsoren“, meinte Denk. Und auch das Grinsen des 44-Jährigen dürfte in den zurückliegenden Juli-Wochen Rekordwerte erzielt haben. „Für meine Verhandlungen mit Sponsoren sind solche Zahlen natürlich gute Munition“, sagte er.

Dabei hatte Denk in der letzten Tour-Woche noch ziemlich zittern müssen: „Ich habe Peter noch nie so leiden sehen.“ Sagan war schwer gestürzt, die Verletzungen stellten seine Leidensfähigkeit auf eine harte Probe. Denk: „Da hat man gesehen, dass es sogar ihm dreckig gehen kann, dass auch Peter nur ein Mensch ist.“

Im Normalfall aber ist der Mensch Sagan bei Flachetappen in der Lage, auf dem Rad sich so schnell fortzubewegen wie kaum ein anderer. Er zählt zur raren Sorte der Finisseure, zu jenen Pedaleuren also, die auf den letzten Metern ihre Siegermentalität ausspielen. Denk ist deswegen nur zu bewusst, dass das Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz weckt. Sagans Vertrag läuft zwar noch bis Ende 2019, am liebsten würde der Raublinger mit dem dreifachen Weltmeister aber schon in diesem Jahr verlängern: „Man weiß ja nie, ob ein superreicher Scheich daherkommt, mit den Millionen um sich schmeißt und sagt: Ich will jetzt ein Team um Peter Sagan gründen.“

Immerhin haben die Sponsoren des Raublinger Rennstalls bereits signalisiert, dass sie eine Vertragsverlängerung, so Denk, „unterstützen“ würden. Und während der Wochen in Frankreich glaubt er erste Anzeichen erkannt zu haben, dass Sagan, 28, nicht abgeneigt wäre, noch länger in Raublinger Diensten zu fahren. „Während der Tour führt man keine knallharten Verhandlungen“, sagte Denk, „aber man haut schon mal einen Schmäh raus und fragt: Kannst du dir vorstellen, dass du bei uns bleibst?“ Sagans Antwort beschreibt Denk so: „Es kam immer ein Lächeln zurück.“

Artikel 5 von 11