Die Diskussion wird ja schon lange geführt. Und irgendwie scheint man sich dabei im Kreis zu drehen. Die Kritiker beklagen die Dominanz des Fußballs im Fernsehen, die Konzentration auf die Show der kickenden Jung-Millionäre, die kaum noch Raum lässt für Alternativangebote. Dieser Einwand ist nur zu verständlich. Schließlich wird diese mediale Einseitigkeit der Vielfalt des Sports nicht im Geringsten gerecht. Und es war beispielsweise ziemlich bitter mitanzusehen, wie sogar Olympias Königsdisziplin, die Leichtathletik, immer mehr von der Bildfläche verschwand. Das Problem ist also erkannt, wird immer wieder erörtert, doch letztlich ändert das nichts am Gebaren der TV-Sender: Sie setzen vor allem auf die potenzielle Zuschauer-Quote, den Fußball also.
So gesehen ist es also ein charmanter und auch mutiger Versuch, mit sieben Europameisterschaften binnen elf Tagen ein noch nie dagewesenes Kontrastprogramm zu präsentieren. 100 TV-Stunden lang haben Leichtathleten, Turner, Schwimmer, Ruderer, Triathleten, Bahnradfahrer und Golferinnen nun die Chance, bei ARD und ZDF mittels kontinentaler Titelkämpfe Eigenwerbung zu betreiben.
Man könnte dabei allerdings auch die Frage aufwerfen, warum sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erst dieser Idee widmen, nachdem ihnen die meisten TV-Rechte im Fußball abhanden gekommen sind. Schließlich waren es gerade auch ARD und ZDF, die einst die Fußballberichterstattung unverhältnismäßig forcierten und durchaus den Eindruck erweckten, ganz dem Quotenrausch verfallen zu sein. Doch wie auch immer: Es zählt nun die aktuelle gute Tat – oder besser gesagt, der löbliche Vorsatz, vom Prinzip der Monokultur wegzukommen und dem sportiven Multikulti eine große Bühne zu geben.
Sieben Sparten auf Streich – das weckt schon die leise Hoffnung, dass sich hier ein Hauch von Olympia breitmachen könnte. Auch wenn sich die stark am Fünf-Ringe-Modell orientierten European Games 2015 in Aserbaidschan als Flop erwiesen. Es gilt nun für die in Glasgow und Berlin ausgetragenen Championships, den Beweis anzutreten, dass sie ein echtes Ereignis sind – und nicht in Ereignishaftigkeit erstarren.
Die Veranstalter sind jedenfalls verbal schon mal in die Vollen gegangen. Sie kündigen „eine neue Ära des Weltsports“ an. Worte, die sicher zu groß sind für ein Experiment, das noch nicht einmal seine erste Nagelprobe bestanden hat.