Gas geben und immer wieder abkühlen

von Redaktion

Zwischen Lautern und Lotte müssen die 1860-Profis einen Spagat bewältigen: Drittligahärte trainieren – dabei aber keine Substanz verlieren

München – 90 Minuten am Betzenberg haben den Löwen gereicht, um ein erstes Gefühl für diese 3. Liga zu entwickeln. 86 Minuten lang war vieles nicht schlecht, der FCK vor allem optisch überlegen. Am Ende, nach einer kollektiven Unachtsamkeit, waren die Punkte dennoch weg. Einziger Vorteil: Die 0:1-Niederlage wurde einhellig als „lehrreich“ eingestuft.

In Abwesenheit der Chef-Übungsleiter Daniel Bierofka (DFB-Akademie) und Günther Gorenzel (Auffrischung der Lizenz) war es Co-Trainer Oliver Beer vorbehalten, die in interner Analyse gewonnenen Erkenntnisse preiszugeben. Punkt eins: „Was Leidenschaft und Mentalität angeht, war’s wieder top von uns.“ Punkt zwei: „Wir müssen ein bisschen dreckiger in den Zweikämpfen werden.“ Das Problem dabei: Der Hochsommer dreht gerade so richtig auf – und denkt gar nicht daran, bis zur Heimpremiere gegen Lotte nachzulassen. Beim „Angasen“ (Beers Wort für „Gas geben“) muss daher bis Samstag auch das Klima berücksichtigt werden.

„Gscheit hoaß war’s“, sagte Stürmer Markus Ziereis, als er gestern zur Mittagszeit vom Trainingsplatz stapfte. Selbst Beer, tief gebräunt wie ein Mallorca-Urlauber, ächzte angesichts der Temperaturen. „Doch, für mich ist’s auch heiß“, gab er zu: „Ich seh’ zwar südländisch aus, bin aber aus Regensburg. Daher hab ich auch extra weiße Leiberl für uns Trainer bestellt. In den schwarzen würdest du sonst eingehen.“ Der Auer Mühlbach, der den 1860-Profis gerne mal zur Abkühlung dient, wurde gestern nur vereinzelt aufgesucht. Aus gutem Grund: „Der ist mittlerweile wärmer als die Eistonne. Fast schon wie eine Badewanne.“

Aber: Huift ja nix, sagt sich auch der Oberpfälzer Beer. Das mit Bierofka abgesprochene Pensum muss trotzdem durchgezogen werden. „Heute waren es defensiv orientierte Inhalte“, fasste er das Dienstagsprogramm zusammen. Heute stehe dafür „der Ballbesitz“ im Fokus. Alles natürlich mit Rücksicht auf die lähmende Gluthitze.

„Entscheidend ist, dass wir die Einheiten kurz halten“, erklärte Beer, der eine Verlegung für wenig sinnvoll hält: Denn: „Ich glaube, es ist kein großer Unterschied, ob wir um 15 oder um 17 Uhr trainieren.“ Ausnahme sei die Einheit am Freitag um 14 Uhr, die gezielt auf das Lotte-Spiel vorbereiten soll. Ein zweischneidiges Schwert in diesen Tagen. Vorteil ist, dass sich die Spieler auf klimatische Extrembedingungen einstellen. Nachteil kann sein, dass sie einen Tag vor dem Ernstfall zu viel Substanz verlieren. „Das kostet Körner“, warnt Beer beim Gedanken an mehr als 40 Grad in der prallen Sonne: „Da musst du schon aufpassen.“ Und: Auch das Verhalten danach sei wichtig. „Eistonne, viel trinken und gute Ernährung.“

Andererseits sagt sich Beer mit Blick auf letzten Samstag: „Heißer als in Lautern kann’s auch nicht werden.“ Am „Betze“ sei ja „kein Luftzug“ zu spüren gewesen. Ziereis war zwar am Samstag nicht im 18er-Kader, doch er ist lange genug Profi, um zu wissen, was in diesen Hundstagen angesagt ist: „Viel trinken – mehr kannst eh nicht machen. Egal, was du machst, ist es ja heiß. Wahrscheinlich schon beim Zuschauen.“

Das wiederum würden die Fans gerne in Kauf nehmen – sofern am Samstag die ersten drei Punkte auf dem Drittligakonto landen. uli kellner

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